Temperaturabfall Innentemperatur vs. Außentemperatur

  • Moin Zusammen,


    kurze Frage:


    Gibt es eine Art Faustformel, inwieweit und wie schnell die Innenraumtemperatur der Außentemperatur bei ausgeschalteter Heizung folgen darf?


    Kann man daraus auf den Dämmstandard schließen, oder Ableitungen treffen?


    Mich würde einfach interessieren, ob z.B. Der untige Temp Verlauf (Blau Innentemp, Pink Aussentemp von gestern) "normal" ist (was ist schon normal?).



    Mir ist schon klar, dass das auch von Sonneneinstrahlung sowie logischerweise Daemmqualitaet etc.pp abhängt.


    Aber gibt es sowas wie einen Richtwert?


    LG & Danke


    Kandetvara

  • R.B. wird Dir sicher noch eine größere Abhandlung dazu schreiben.

    Wie Du bereits angemerkt hast, ist der Verlauf der Raumlufttemperatur, denn nur diese wird gewöhnlich gemessen (die Raumtemperatur ist eine Mischung aus Luft- und Strahlungstemperatur der Umfassungsflächen), von sehr vielen Faktoren abhängig. Neben den bereits genannten sind das die Speichermasse der Umschließungsflächen, der Möbel etc, Wärmegewinne aus der Nutzung, Fremdwärme von Außen, Lüftungsverluste oder -gewinne.

    Beantwortet das die Frage nach der Faustformel?😉

    Auf den ersten Blick sieht Deine Verlaufskurve am Handy nicht schlecht aus.

    Was genau ist der Hintergrund Deiner Frage?




    Wenn Dich ein Laie nicht versteht, so heißt das noch lange nicht, dass du ein Fachmann bist.



    M.G.Wetrow

  • ... gibt es sowas wie einen Richtwert?

    knappe Antwort: Nein!

    Mir ist schon klar, dass das auch von Sonneneinstrahlung sowie logischerweise Daemmqualitaet etc. pp abhängt.

    vor allem vom etc.pp: Konkret der vorhandenen thermischen Masse, deren Wärmekapazität, Durchlüftung, Wärmequellen im Raum (Personen, elektrische Geräte ... deren Nutzung) ...

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Was genau ist der Hintergrund Deiner Frage?

    Wirklich nur reines Interesse. Wir haben beim Umbau einer Sandsteinscheune nicht von außen gedämmt sondern mit einem Dämmputz von innen. Der ist zwischen 8 und 12 cm "stark". Die Varianz kommt aufgrund der unterschiedlichen Vorsprünge, Kanten, Ecken des Sandsteins.


    Das Haus steht im Moment leer und ich habe vor einer Woche die Heizung (LWP) ausgeschaltet.


    Elektrogeräte laufen bis auf den Kühlschrank nicht. Das Haus ist voll möbliert.


    Die WP hat in diesem Jahr ca. 2700 kWh elektrische Energie benötigt, bei Raumtemperuren zwischen 17 und 19 Grad. Der von der WP ausgegebene JAZ / COP liegt so bei 4 - das glaube ich aber nicht, weil die internen Zähler eh alle betrügen und messen was opportun ist. Ich messe separat und gehe von einer JAZ von 3,5 aus. Dass die so schlecht ist liegt daran, dass das Haus nicht bewohnt ist - oder sehr selten - und die WP ziemlich ineffizient läuft, da für diese "Nutzung" des Hauses logischerweise überdimensioniert (noch). Der Exkurs zur WP dient nur dazu, zu beschreiben dass ich an mehreren Stellen "messe". Den Energieverbrauch des Hauses habe ich somit- jedoch ist auch das nicht unbedingt zielführend, da das Haus in einem sehr kalten Bereich der Republik steht und somit ein Vergleich mit anderen Verbräuchen auch nicht richtig viel bringt. Klar verbrauchst Du mehr Energie, wenn es draußen kontinuierlich -8 Grad hat, als bei +4.


    Ich würde einfach gerne wissen, inwieweit der Dämmputz "gut" ist, da ich ein weiteres Altbauobjekt zur Renovierung über kurz oder lang vor mir habe, und ich überlege, ob ich wieder den Weg des Innenputzes zur Dämmung gehe, oder andere Weg der Innendämmung einschlagen / Überlegen muss. Außen Dämmung kommt aufgrund der Fassade nicht in Frage - wegen der Optik.


    Danke und LG


    kandetvara

  • R.B. wird Dir sicher noch eine größere Abhandlung dazu schreiben.

    Das würde ich gerne machen, ich wüsste aber nicht, wie man das einfach erklären könnte, so dass man es noch in einem Beitrag im Forum unterbringen könnte.



    Aber gibt es sowas wie einen Richtwert?

    Mir ist kein Richtwert bekannt, auch mit einer Faustformel kann ich nicht dienen.


    Du musst Dir vorstellen, dass ein Raum ja nicht nur aus Außenwänden besteht, sondern auch aus Innenwänden, Decken, Einrichtung. Jedes dieser Teile hat eine bestimmte Masse die Wärmeenergie aufnehmen und speichern kann, wobei die Energieaufnahme (Zeitverhalten) noch von der Temperaturleitfähigkeit des jeweiligen Materials abhängig ist. In der Praxis hat man es auch selten nur mit homogenen Materialien zu tun sondern meist mit einem Mix mehrerer Materialien (Bsp. Wand besteht aus Mauerwerk, Putz, evtl. noch Dämmung, Armierung usw. ein Boden besteht nicht nur aus einer Betondecke sondern evtl. Dämmung, Estrich, Bodenbelag....) Die Raumtemperatur ist genau betrachtet auch keine Konstante, denn gerade bei größeren Räumen kann es zu Temperaturdifferenzen kommen. Die Temperaturdifferenz an einer Außenwand bezieht sich genau genommen auf die Raumtemperatur im Bereich der Wand und der Außentemperatur, wobei zusätzlich noch Windverhältnisse das Aufheizen oder Auskühlen der Außenwand beeinflussen, vom Einfluss der Sonnenstrahlung direkt auf eine Wandfläche mal ganz zu schweigen. Eine Außenwand in eine andere Himmelsrichtung kann schon wieder andere Außenverhältnisse aufweisen, weil sie beispielsweise im Windschatten liegt oder keiner direkter Sonnenstrahlung ausgesetzt ist.


    d.h. man müsste das alles extrem vereinfachen damit man noch mit einfachen Formeln rechnen könnte, und dann wären die Ergebnisse ziemlich wertlos, da mit sehr hohen Toleranzen behaftet.


    Was man deinem Diagramm entnehmen kann, dass durch den Temperaturanstieg außen die Raumtemperatur nach einer Verzögerung von 4-5h stagniert. Es stellt sich danach eine geringfügige Temperaturerhöhung ein, die man aber nur vermuten kann. Die Temperaturschwankungen der Raumtemperatur sind so gering, dass hier auch die Messgenauigkeit betrachtet werden muss. Ob die Außentemperatur diesen Temperaturanstieg verursacht das wäre denkbar, auch wenn der Wärmestrom durch eine Außenwand entsprechend viel Zeit benötigt. Über den betrachteten Zeitraum ist die AT immer niedriger als die RT, d.h. man kann nicht direkt von einem Wärmeeintrag sprechen sondern der vorherrschende Wärmestrom nach außen wird reduziert. Das erkennt man auch daran, dass die RT relativ schnell wieder abwärts geht nachdem die AT sinkt. Die Wand liefert also keinen Beitrag zur Beheizung sondern der Wärmestrom nach außen schwankt. Damit sich der Wärmestrom umkehrt, muss die Außentemperatur höher sein als die Oberflächentemperatur an der Wandaußenfläche. Das kann sowohl durch Luft als auch durch Absorption von Sonnenenergie geschehen. Was in Deinem Fall die meiste Wirkung hatte das kann man nicht sagen.

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  • Innendämmung bedeutet bei typischen Bestandsgebäuden mit tragendenden massiven Außenwänden in Mitteleuropa immer, dass die thermische Masse der Wände "deaktiviert" wird, also im Winter und auch in der Übergangszeit durchgehend (eher) "kalt" ist. Besonders drastisch macht sich das bei Gebäuden mit Holzbalkendecken bemerkbar, weil diese Decken im Gegensatz zu Stahlbetondecken auch keine nennenswerte Masse haben, welche den Abfall der Außentemperatur noch eine Zeit lang puffern könnte. Dies zusammen sind typische Merkmale älterer ausgebauter Dachgeschosse, welchen deshalb ein sog. "Dach-" oder "Mansardklima" nachgesagt wird: Immer Sommer schnell heiß, im Winter schnell kalt - trotz garnicht soooo schlechter Wärmedämmung.


    Den von mir beschriebenen Effekt zeigen Deine Grafiken aber gerade nicht!


    Interessant wäre hier erstmal, wo genau was gemessen wurde: Luft- oder Oberflächentemperatur, Höhe und genaue Lage der Messpunkte, Luftaustausch innen / außen, Luftfeuchte ... und vieles andere mehr.


    Die im Vergleich zu klassischen Dämmstoffen eher niedrige Wärmedämmwirkung von Dämmputzen ist Dir ja sicher bekannt.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Dass die so schlecht ist liegt daran, dass das Haus nicht bewohnt ist - oder sehr selten - und die WP ziemlich ineffizient läuft, da für diese "Nutzung" des Hauses logischerweise überdimensioniert (noch).

    Der Einfluss einer Überdimensionierung auf die Effizienz einer Heizungsanlage wird insbesondere bei WP immer überschätzt. Gerade wenn das Haus nur geringfügig beheizt wird sollte die Effizienz der WP relativ hoch sein, da die Differenz zwischen Quellentemperatur (Außenluft) und Senke (Heizkreistemperatur) geringer ist. Das Zeitverhalten was hier gerne als "Takten" bezeichnet wird, spielt nur eine untergeordnete Rolle. Ob die WP 10 oder 20 oder 30 Mal pro Tag startet ist egal. Selbst wenn sie 50 Mal pro Tag starten würde, wäre der Einfluss auf die Effizienz der Anlage verschwindend gering. Kritisch wird es erst wenn Mindestlaufzeiten nicht erreicht werden weil der Regler der WP ständig das Licht ausknippst, oder die Energie nicht abtransportiert wird und die Anlage auf Störung geht. Dafür bräuchte es aber eine heftige Überdimensionierung, oder ein (falsches) Anlagenkonzept das verhindert, dass die WP ordnungsgemäß betrieben werden kann.


    Also, keine Angst vor ein bisschen Überdimensionierung. Wenn die JAZ im Keller liegt dann hat es meist andere Gründe.

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  • Interessant wäre hier erstmal, wo genau was gemessen wurde: Luft- oder Oberflächentemperatur, Höhe und genaue Lage der Messpunkte, Luftaustausch innen / außen, Luftfeuchte ... und vieles andere mehr.

    • Lufttemperatur. Ist eine Netatmo "Wetterstation"
    • ca. 60 cm über dem Boden. Steht in einem Regal
    • Da nicht bewohnt - kein Luftaustausch. Also zumindest kein gewollter. Was passiv durch Undichtigkeiten entsteht weiß ich nicht.
    • R. Luftfeuchte innen immer so um die 47%
    • Raum ist Wohnzimmer / Esszimmer. Geht aber auch offen in Küche über. Also eigentlich irgendwie alles ineinander übergehend. Ca. 45 m2 Fläche.
    • Deckenhöhe 2,79m; Holzdecken, darüber Dachgeschoss Wohnraum
    • Daemmputz von innen ist Maxit Eco 71

    Nur zur Info, da Du gefragt hast. Ich habe schon von Euch verstanden, dass das zu komplex bzw. nicht bewertbar ist.


    Also, keine Angst vor ein bisschen Überdimensionierung. Wenn die JAZ im Keller liegt dann hat es meist andere Gründe.

    Die mittelprächtige JAZ hat viele Gründe - wie Du bereits schreibst. Die Anlage ist alles andere als optimiert. Heizkurve(n) nicht optimal, Kombispeicher, ERR (die hab ich aber aus). Auch ist die Anlage in den Übergangszeiten - in denen eine LWP gut arbeitet - aus und nur im kalten Winter an. Ich habe keinen Nerv die Anlage zu optimieren, da ich zu selten in dem Haus bin. Zu Hause habe ich eine SWP - die habe ich ein Jahr durchoptimiert vor 15 Jahren ;)



    Danke nochmals an Alle!

  • die habe ich ein Jahr durchoptimiert vor 15 Jahren ;)

    Du Glücklicher. Ich habe damit vor ca. 25 Jahren begonnen, und bin bis heute noch nicht fertig damit. :lach:

    Ich muss aber zugeben, dass ich teilweise schon in Bereichen optimiere, da muss man das unter Hobby oder Jugend forscht verbuchen, wirtschaftlich sinnvoll ist das schon lange nicht mehr. Was man daraus jedoch lernen kann, den idealen/perfekten Punkt wird man niemals erreichen, denn die Umgebungsbedingungen haben jedes Jahr ein paar Überraschungen parat. Mit den Mitteln einer "normalen" Heizungsanlage (Regler, Sensoren etc.) kann man die vielen Variablen gar nicht alle erfassen um darauf zu reagieren.

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  • Off-Topic:

    Jugend forscht

    Ich habe Fragen….🤨 Ist R.B. doch ein Bot?


    btw, ich habe jetzt auch mit dem Optimieren angefangen und es war echt interessant. Im EG schmolz man bei Einstellungen der Heizkurve, die im OG gerade so ausreichten um 20° her zu bekommen. Nicht gut.

    Nothing is forever, except death, taxes and bad design


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  • Im EG schmolz man bei Einstellungen der Heizkurve, die im OG gerade so ausreichten um 20° her zu bekommen. Nicht gut.

    Off-Topic:

    Das deutet in Richtung nicht passend dimensionierte Heizflächen, wobei sich das in Grenzen durch einen hydraulischen Abgleich kompensieren lässt. Ältere FBH hatten oftmals das gleiche Problem wenn trotz stark unterschiedlicher spez. Heizlast überall mit dem gleichen VA verlegt wurde. Heute wird ja oft pauschal ein VA von 10cm empfohlen. Das kann bei niedriger Heizlast auch funktionieren, aber auch hier sollte die spez. Heizlast der einzelnen Räume nicht zu sehr voneinander abweichen. Wie gesagrt, das Einregeln über die Durchflussmenge am FBH-Verteiler kann das nur bedingt kompensieren.

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  • Du Glücklicher. Ich habe damit vor ca. 25 Jahren begonnen, und bin bis heute noch nicht fertig damit. :lach:

    Ich muss aber zugeben, dass ich teilweise schon in Bereichen optimiere, da muss man das unter Hobby oder Jugend forscht verbuchen, wirtschaftlich sinnvoll ist das schon lange nicht mehr. Was man daraus jedoch lernen kann, den idealen/perfekten Punkt wird man niemals erreichen, denn die Umgebungsbedingungen haben jedes Jahr ein paar Überraschungen parat. Mit den Mitteln einer "normalen" Heizungsanlage (Regler, Sensoren etc.) kann man die vielen Variablen gar nicht alle erfassen um darauf zu reagieren.

    Off-Topic:

    Wie Du schreibst. Das Wesentliche ist gemacht und jetzt wäre es nur noch Hobby. Ich hatte nach einer komplett vermurksten Erstinstallation echt viel geändert und die JAZ von 3,3 auf 4,0 hochgebracht. Wichtig war auch, dass ich das Takten von 55 Takten am Tag auf 22 bekommen habe. Seitdem läuft sie und ich schaue einmal im Jahr mal nach den Drücken, den Hysteresen und der Heissgastemps im Betrieb. Das wars auch schon an Wartung in den letzten 15 Jahren