KMF offen in Estrich-Wandanschlussfuge: entfernen oder abschotten?

  • Hallo zusammen,

    wir haben kürzlich ein Haus Baujahr 1973 gekauft und planen nun die Sanierung. Hierbei sind uns die Wandanschlußfugen des Zementestrichs (laut Baubeschreibung schwimm. Estrich nach DIN 4109) im gesamten Haus aufgefallen, die mit Mineralwolle verfüllt sind. Aufgrund des Baujahres gehen wir von alter KMF aus (Test hierzu ist veranlasst). Frage: welcher Umgang wird mit dem KMF Dämmmaterial an dieser Stelle empfohlen? Wir sehen folgende Optionen:

    1. Hermetisches Abschotten des KMF, z.B. mit elastischem Fugenmaterial: ist das überhaupt dauerhaft und sicher möglich, oder ist mit der Zeit (auch viele Jahre/ Jahrzehnte) eine Freisetzung der Fasern in die Raumluft zu erwarten? Wenn ja, welches Material und welches Vorgehen zum Verschluß der Fugen wird empfohlen?

    2. Entfernen des KMF aus der Wandanschlußfuge unter geeigneten Sicherheitsvorkehrungen, mit geeigneter Entsorgung und Ersatz durch anderes Dämmmaterial. Wäre dies überhaupt hinreichend umfänglich und mit vertretbarem Aufwand möglich? KMF, welches sich ggf. auch unter dem Estrich befindet (z.Zt. unbekannt), könnte so aber nicht ersetzt werden und müsste durch das neue Dämmmaterial am Austreten hinreichend gehindert werden.

    3. Austausch des kompletten Estrichs unter geeigneten Sicherheitsvorkehrungen. Hätte dies gegenüber 1+2 überhaupt einen nennenswerten Vorteil (z.B. Wertsteigerung Immobilie) welcher in vernünftiger Relation zu den Kosten steht?

    Hat jemand hier vor einem ähnlichen Problem gestanden? Wie wurde es gelöst? Welche Empfehlungen gibt es?


    P.S.: Recherche nach ähnlichen Themen im Forum hat folgenden Treffer ergeben

    Hier schreibt Skeptiker : "Der Raum unter dem Estrich lässt sich ja mit relativ einfachen Mitteln hermetisch schotten". Einerseits wird hier nur vom Raum UNTER dem Estrich gesprochen und andererseits werden konkrete Materialien und konkrete Vorgehensweisen nicht genannt. Eine entsprechende Nachfrage von Wurdalak im selben Thread wurde nicht beantwortet.

  • Da ist nichts nötig. Das Zeug unter dem Estrich wird nicht ans Tageslicht kommen. Die Panik ist unbegründet.

    Du musst immer einen Plan haben. Denn wenn Du keinen hast, dann wirst Du Teil eines anderen Planes...

  • Liebe Frau Maier, vielen Dank für Ihre Antwort! Evtl. liegt hier ein Missverständnis vor. Mein Hauptproblem ist nicht die möglicherweise unter dem Estrich vorhandene KMF, sondern die KMF in den Wandanschlussfugen (s. Bild), die sich bereits "am Tageslicht" befindet (s. angehängtes Bild). Wie sollte man hiermit umgehen? Ohne Maßnahmen ist nach meinem Verständnis

    1. ein (dauerhafter aber geringer) Austritt in die Raumluft auch ohne Bearbeitung zu erwarten und

    2. bei nötigen Bearbeitungen des Estrichs (Abschleifen von Klebern, Anpassen der Höhe für eine raumübergreifende Parkettverlegung) oder der Wand (Putz, Tapeten entfernen oder anbringen) sind ggf. starke Austritte zu erwarten.

    Daher meine Frage nach einer konkreten Handlungsempfehlung. Wie kann man den KMF-Austritt 1. während der Bearbeitung von Wand und Estrich und 2. im sanierten Wohnzustand dauerhaft gewährleisten? Oder wäre Ihre Einschätzung auch hier, dass die Frage Panikmache ist und nichts nötig ist?

  • Ich kann mir in dieser Fuge erstmal sehr gut einen dauerelastischen Füllstoff vorstellen, der "klebrig"eingebracht wird. Aber was wird dann mit der darunter eingeschlossenen Luft, welche durch die Belastungen des Estrichs bei der Begängnis durch die Fugen aus dem Hohlraum unter dem Estrich herausgedrückt und bei dessen Entlastung wieder eingesaugt wird? Genau das ist nämlich der Punkt nach dem hier gefragt wird! Gerade diese Pumpbewegungen werden von einigen Schadstoffgutachtern als hoch problematisch angesehen!

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Ja dann, alles raus und neu. Damit ist das Gemüt beruhigt. Gibt es Studien zu der Belastung durch KMF unter dem Estrich? Gibt es Studien, die eine erhöhte Sterberate von Bewohnern mit Estrichen mit darunterliegender KMF haltiger Dämmung beschreibt? Würde mich mal interessieren. Vorerst würde ich von einer Unbedenklichkeit ausgehen, aber man weiß ja nie...

    Du musst immer einen Plan haben. Denn wenn Du keinen hast, dann wirst Du Teil eines anderen Planes...

  • Vielen Dank für die weiteren Rückmeldungen! Die Sachlage ist doch komplexer als ursprünglich vermutet. Ich fasse den Stand (bzw. mein Verständnis hiervon) zusammen: es gibt anscheinend keine klare wissenschaftliche Studie, die darlegt ob und wenn ja in welchem Umfang Schadstoffe aus KMF-Dämmmaterial unter dem Estrich und aus den Wandanschlussfugen in die Raumluft übergehen, insbesondere durch mögliche Pumpbewegungen durch wechselnde Be- und Entlastungen des Estrichs. Zu Schimmel unter dem Estrich und dem Übergang in die Raumluft durch Pumpbewegungen habe ich eine Studie gefunden, die aber als unzureichend kritisiert wird, s. Link unten (1). Die Argumente, wieso Schadstoffe durch einen Pumpeffekt in die Raumluft transportiert werden sollten, erscheinen mir nach erstem Lesen schlüssiger als die Argumente, die gegen einen Übergang in die Raumluft sprechen. In wie weit Schimmelsporen und KMF Fasern hier ähnlich transportiert würden kann ich nicht beurteilen. Weiterhin gibt es unterschiedliche Meinungen dazu, ob etwaige KMF-Freisetzungen in die Raumluft und mögliche gesundheitliche Folgen "zum Riesenelefanten mutierte Übertreibungen" oder eine reale Gefahr darstellen. Somit entscheidet jeder Bauherr bis zu einer besseren Studienlage nach Gefühl, ob er zur Beruhigung die KMF nur optisch abdeckt (passiert i.d.R. ohnehin durch Fussleisten), mit einem "klebrig" eingebrachten dauerelastischen Füllstoff oder der Verklebung von Folie so weit wie möglich abgeschottet wird oder ob er aufgrund eines bisher nicht quantifizierten Pumpeffekts nur mit einer Komplettsanierung des Estrichs das Gemüt beruhigen kann. Oder der Bauherr möchte gar nicht darüber nachdenken und überlässt diese Entscheidungen einer Sanierungsfirma.


    Da bei uns ohnehin noch eine Wand abgerissen wird, gehe ich davon aus bald zu wissen, was sich unter dem Estrich befindet. Falls es sich hier nicht um KMF handeln sollte, dann könnte doch auch die Ersetzung des Wandanschlussfugen-KMFs durch ein unbedenkliches Dämmmaterial plus ggf. eine dauerelastische Fugenmasse eine Zwischenlösung mit vertretbarem Aufwand darstellen, um etwaige KMF-Belastungen der Raumluft zu reduzieren? Oder wäre eine Entfernung ohnehin nur so unvollständig möglich, dass es keinen Sinn machen würde?


    (1) Link zur Diskussion der Abschottung von Schimmelschäden, z.B. unter dem Estrich, inkl. Pumpeffekt: https://wabolu.de/wp-content/u…kritische-Betrachtung.pdf