Sanieren mit Sinn und Verstand

  • Hallo, ich habe schon viel gelesen und bin nun das erste Mal in der Situation Sanieren zu dürfen, hierbei würde ich mich riesig über eure Hilfe und Meinung freuen.


    Zum Thema:

    Ich habe ein Haus aus 1940 in massiver Vollziegel (38cm) Bauweise. Dies ist aktuell komplett ungedämmt, weder Wände, Dach oder Boden. Die Fenster sind Holzfenster aus den 70ern mit 2-Fach Verglasung. Es ist voll unterkellert mit einer Betondecke (Keller Decke) und Holzbalkendecken in EG und OG. Das Dachgeschoss ist ausgebaut und der Dachspitz als Kaltdach, ungedämmt. Als Heizung fungiert aktuell ein Kachelofen, Warmwasser kommt über Boiler. Aufgrund eines glücklichen Umstands erhalte ich eine PV - Anlage 30KW mit 40kWh Speicher, die soll natürlich zum Einsatz kommen. Was das eigentliche Budget anbelangt, muss ich nicht jeden Cent umdrehen, aber die Euros wollen mit bedacht ausgegeben werden. Ich plane nun die Sanierung / Modernisierung und will erstmal selber einen Überblick bekommen, ob ich voll falsch liege oder nicht. Dass da entsprechend Experten hinzukommen müssen, ist klar, aber ich würde gerne auch zumindest eine Idee haben.


    Nun zum eigentlichen:

    Nach meinem aktuellen Stand würde ich...
    ... die oberste Geschossdecke dämmen

    ... die Kellerdecke von unten dämmen

    ... die Fenster austauschen oder mindestens die Dichtungen erneuern (da die eigentlich noch soweit gut aussehen)

    ... Als Heizung tendiere ich zu einer elektrischen Fussbodenheizung , dsa die mit geringen Aufbauhöhen auskommt - hier bin ich exterm unschlüssig

    ... Warmwasser würde ich über eine Brauchwasserwärmepumpe realisieren

    ... Wasserleitzungen und Elektroinstallation sind komplett zu erneuern


    Für die Wände würde aus meiner Sicht nur eine Diffusionsoffene, kapillaraktive Innendämmung infrage kommen. Da baulich eine Außendämmung unschön ist. Hier scheue ich aber die Kosten und den Aufwand.

    Meine wilde Hoffnung ist, dass die PV + Speicher genug Strom für die Heizung liefern, sodass man mit dem Kachelofen und der Elektroheizung zurechtkommt. Da der Strom eigen erzeugt ist, sollte die fehlende Dämmung ggf. zu verkraften sein.
    Sollte man in ein paar Jahren dann feststellen, dass doch eine Dämmung der Wände erforderlich ist, dann würde ich auch das Dach mitmachen und eine Außendämmung machen.


    Mit ist klar, dass hier sicher viel mehr Fragen im Detail geklärt werden müssen. Aber was haltet Ihr generell von der Idee? Kompletter Mist oder ggf. Interessante Variante?


    Danke schon mal für euer Feedback

  • Generell kommen WP-basierte Wärmeerzeuger gegenüber einer elektrischen Direktheizung (egal, wie diese heißt) heute mit maximal einem Drittel aus. Eine el. Fußbodenheizung ist eine el. Direktheizung.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Meine wilde Hoffnung ist, dass die PV + Speicher genug Strom für die Heizung liefern, sodass man mit dem Kachelofen und der Elektroheizung zurechtkommt.

    Never. Rechne im Dez./Jan. mal mit 20kWh/kWp, macht 600kWh/Monat. Damit bekommst du vielleicht ein Haus nach Passivhausstandard warm, aber niemals einen dürftig gedämmten Altbau, und schon gar nicht mit einer Stromdirektheizung, die seit den 70ern mit ihren Nachtspeicheröfen eigentlich nicht mehr so wirklich das Mittel der Wahl ist.


    Die beste Heizung ist die, die man nur wenig braucht. Also dämmen, und zwar richtig!

  • Ok, damit ist das also keine so gute Idee. Die Alternative ist dann also eine WP & Dämmung der Wände per Innendämmung mit wasserführender Fußbodenheizung bzw. klassischen Heizkörpern. Das ist dann halt doch das "große" Paket. Oder gibt es noch sinnvolle Alternativen ohne die Dämmung der Wände?

  • Wärmepumpen arbeiten mit niedrigen Vorlauftemperaturen besonders effizient. Flächenheizungen (Fußbodenheizungen, Wandheizungen) arbeiten mit niedrigen Vorlauftemperaturen, Konvektoren („klassische Heizkörper“) benötigen hingegen hohe Vorlauftemperaturen.


    Die einzige energetisch sinnvolle Alternative zu Wärmedämmung ist Wärmedämmung.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Ja, diese Aussage ist für sich allein genommen korrekt . Aber es gibt halt mehrere Kontexte, in denen "sinnvoll" definiert werden kann. Versteht mich nicht falsch, aber geschätzte 55.000 Eur aufwärts für eine WP, Fußbodenheizung und die Dämmung der Wände auszugeben, ist keine Kleinigkeit. Da stell ich mir schon die Frage, wenn ich durch andere Dämm-Maßnahmen (kellerecke, Dach, Fenster...) sicher 70% Einsparung zum Ist-Stand erreiche, mich der PV-Strom so gut wie nichts kostet und ja auch noch ein Kachelofen da ist, der das Haus über 80 Jahre gewärmt hat...ob die Investition wirklich "sinnvoll" in der Gesamtbetrachtung ist.

  • Es gibt mehr Faktoren außer einer energetischen Sicht, dies habe ich auch weiter ausgeführt. Wenn Dämmung 10 Mio kosten würde, wäre die Aussage "Die einzige energetisch sinnvolle Alternative zu Wärmedämmung ist Wärmedämmung." immer noch korrekt, genauso wie "Würden wir alle in Passivhäusern als selbstversorgende Veganer leben, bräuchten wir viel weniger Energie zum Leben".


    Ich denke schon, dass man Themen aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten kann und sollte, daher frage ich hier.

  • daher frage ich hier.

    Das ist ja auch gut so.

    Allerdings scheinst du einerseits keine Vorstellung zu haben, welche Maßnahme wieviel kostet und einspart, dir gleichzeitig aber sicher zu sein, dass deine angedachten Maßnahmen "70% einsparen" und Dämmung sich nicht lohnt.


    Beides *könnte* stimmen, aber es könnte auch genau umgekehrt sein. Ich glaube an letzteres.

    Um Gewissheit zu bekommen, muss man rechnen.

  • Da stell ich mir schon die Frage, wenn ich durch andere Dämm-Maßnahmen (kellerecke, Dach, Fenster...) sicher 70% Einsparung zum Ist-Stand erreiche, mich der PV-Strom so gut wie nichts kostet und ja auch noch ein Kachelofen da ist, der das Haus über 80 Jahre gewärmt hat...ob die Investition wirklich "sinnvoll" in der Gesamtbetrachtung ist.

    Vermutlich meinst Du „wirtschaftlich sinnvoll“. Deine „sichere Einsparung von 70 % (des Heizenergiebedarfs)“ ist ja, wenn „sicher“, vermutlich das Ergebnis einer detaillierten mehrschrittigen Berechnung.


    Ich bezweifele diesen Wert, da er mir für ein Gebäude diesen Alters bei genau diesen wenigen Maßnahmen ungewöhnlich hoch vorkommt. Aber meine Zweifel sind egal, denn Du hast ja die Berechnung und kannst sie zusammengefasst hier nachvollziehbar machen.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Ok, sorry. Ich denke es ist nun klar, dass hier keine ernsthafte Diskussion gewünscht ist.

    Weshalb sollte hier eine ernsthafte Diskussion nicht erwünscht sein?

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Warum?

    1. "Wenn du das bereits sicher weißt, warum fragst du dann hier?"
    2. "...denn Du hast ja die Berechnung und kannst sie zusammengefasst hier nachvollziehbar machen"

    Ich denke jedem, der diesen Verlauf liest ist klar, was ich geschrieben und gemeint habe. Wenn Ihr anderer Meinung seit und 70% für unrealistisch haltet, Ok. nur derartige Formulierungen lassen mich an der Ernsthaftigkeit zweifeln.
    Ich frage ja auch nicht: "Bitte zeig mir die wissenschaftlich korrekt angesetzte Studie von Gebäuden dieses Jahrgangs, aus denen Du die Erkenntnis ziehst, dass 70% Einsparung unrealistisch sind."

    So ich werde mich hier nicht weiter beteiligen, sofern es sich nicht um klar sachliche Themen handelt. Denn Themen in denen mehr Einträge mit Geplänkel als Einträge zur Sache sind, sind für kein Forum gut.

  • Ich habe selbst ein Haus von 1937 kernsaniert. Ich glaube zu wissen, was energetisch was "gebracht" hat und was nicht. Das ist aber eine

    Nachbetrachtung, welche allerdings auf einer energetischen Planung basierte. Das ist "witzigerweise" jedoch aufgegangen. Planung (externer Energie Planer) = aktueller Verbrauch = 100%


    Eine erste Frage:


    Was ist der heutige Energieverbrauch des Gebäudes? Das müsste eigentlich bekannt sein, oder für absehbares Geld zu ermitteln sein.


    Wie viele m2 sind zu beheizen?


    Daraus ergibt sich dann der Energiebedarf. Wie auch immer der gedeckelt werden soll, ist dann eine Ableitung daraus (Kachelofen, WP, direkt Strom Heizung, etc.)


    Oberste Geschossdecke = Dachboden bzw. Dach bringt aus meiner Erfahrung am Meisten. Ich habe den Dachstuhl ausgebaut und komplett bewohnbar gemacht - mit allem drum und dran. Komplett neuer Dachstuhl - völlig gedämmt.


    Kellerdecke konnte ich nicht dämmen von unten - zu wenig Platz. Von oben jedoch alles raus und FBH rein - allerdings Wasser, kein Elektro.


    Fenster alle raus und neue rein. Hier waren aber die "Heizungsbuchten" der alten Heizung unter den Fenstern und vor allem die alten Rollladenkästen von größerer Bedeutung.


    Elektrische Fußbodenheizung halte ich persönlich für nicht zielführend. Das wirst Du auch nicht durch Solar gedeckt bekommen. Der Energieaufwand zu Heizaufwand ist 1:1. Du wirst an den Stromkosten, auch mit PV, kaputt gehen. Ich verbrauche über den Winter mit einer WP mit Faktor 1:4 am Tag (sic!) bis zu 40 kwh Strom an kalten Tagen. An normalen Tagen im Winter 20 kwh. Aber wie gesagt - STROM. Das sind 80 kwh Heizenergie. Die bekommst du aus keiner PV Anlage im Winter.


    Warmwasser ist aus meiner Erfahrung das geringste Problem. Das bekommst Du so oder so gedeckt. Die Kosten für Warmwasser sind im Gesamtenergieverbrauch wirklich irrelevant. Das musste ich auch lernen.


    Warum Du meinst, dass die Diskussion nicht zielführend ist erschließt sich mir nicht.


    Was Du aus meiner Sicht machen musst:


    1) Hol die einen Architekten der schon mal Altbauten saniert hat und lass den mal denken. Das kostet weniger als 2000 Euro.

    2) Der kennt auch einen guten Energieberater. Der kann helfen und rechnen.

    3) Dann kennst Du den Energiebedarf und dann weißt Du wie Du den decken kannst.


    PV ist echt cool - aber eben nur Teil einer Lösung!


    lg

  • Warum so bissig?


    Nachfragen zu Berechnungen wie von Skeptiker und feelfree sind normal. Denn das Bauchgefühl oder grobe Schätzungen eines Laien, der noch nicht so intensiv in den Thema ist (vermute ich) sind trügerisch.


    kandetvara hat seine Erfahrungen wunderbar anschaulich beschrieben.


    Bzgl Innendämmung: Das ist wirklich nicht so ohne.

    BJ 1940 heißt meist, dass die Wandfläche verhältnismäßig groß ist, die Fensterflächen relativ klein. Bei einem 70er BJ und Reihenhaus schaut es beispielsweise anders aus. Sieht den Text von Alfons Fischer in diesem Thread. Da muss man schon genau wissen, was man tut.

    Was ist denn am Aussendämmung hässlich? Gerade da gibt es zig Varianten.


    Die Frage ist, ob man wirklich die FBH braucht und es nicht auch mit Heizkörpern und WP hinbekommt. (Energieberater hier, wie sind Eure Erfahrungen diesbezüglich? )


    Aus meiner Erfahrung (und meine eigenen Empfehlungen lauten) tatsächlich: Bring den Bedarf des Gebäudes so weit wie möglich runter.

    Mein Haus ist 10 Jahre alt und würde ich es nochmal bauen, ich würde vermutlich einen anderen Wandaufbau wählen mit deutlich besseren U-Werten.

    Nothing is forever, except death, taxes and bad design


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  • @kandetvara:
    Vielen Dank für deinen informativen Beitrag! Zu den Fragen: es sind laut Energieausweis 371kWh. Die Fläche sind 190qm. Hast Du bei dir eigentlich die Wände auch gedämmt? Wenn ja, wie und was ist deine Erfahrung?


    Anda: Warum so bissig? Ich bin seit über 30 Jahren in Foren unterwegs. Ich habe oft beobachtet, wie Verläufe ab einem gewissen Standpunkt zu Geplänkel-Schlachten verkommen und man X Seiten voll unnützem Geplänkel hat. Ich habe kein Problem mit vernünftigen Nachfragen, ganz im Gegenteil. Auf Geplänkel, hab ich keine Lust und daran beteilige ich mich nicht.

    Danke für den verlinkten Beitrag, den hatte ich auch gelesen und fühlte mich bestärkt, dass ich lieber nicht Innendämme. Gegenaußendämmung spricht hier der vermutete bauliche Aufwand, aber da muss ich definitiv noch mit einem Profi sprechen, bevor ich da weiter mutmaße.

  • aber da muss ich definitiv noch mit einem Profi sprechen, bevor ich da weiter mutmaße.

    Und genau diese Profis gibt es hier und einige versuchen Dich mit ihren Fragen auf die richtige Fährte und weg von wilden Mutmaßungen zu bringen.

    Du müsstest Dich nur darauf einlassen.


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  • unnützem Geplänkel

    Die Beiträge von feelfree und Skeptiker waren weder sarkastisch noch Geplänkel noch sonstwas. Sie haben nur Dein

    sicher 70% Einsparung

    gespiegelt, um Dein Denken anzuregen.


    Wenn wir auf Dein

    sicher 70% Einsparung

    so wie Diu reagiert hätten, wär das ein kurzer Strang geworden! Denk DARÜBER mal nach

    Meine Beiträge sind Meinungsäusserungen

  • Ich frage ja auch nicht: "Bitte zeig mir die wissenschaftlich korrekt angesetzte Studie von Gebäuden dieses Jahrgangs, aus denen Du die Erkenntnis ziehst, dass 70% Einsparung unrealistisch sind."

    Du hast das energetisches Einsparpotential der von Dir aufgeführten Maßnahmen mit

    ... Dämm-Maßnahmen (kellerecke, Dach, Fenster...) sicher 70% Einsparung zum Ist-Stand ...

    beziffert. Mir erscheint dies insbesondere wegen der präferierten

    ... elektrischen Fussbodenheizung ...

    fraglich. Deshalb bat ich Dich darum, die zugrundeliegende Berechnung nachvollziehbar zu machen, denn sonst sitzen wir hier nur um die Glaskugel.


    Für eine solche Berechnung braucht es die zu beheizende Grundfläche, die unterschiedlichen Anteile der Gebäudehüllfläche (Kellerdecke, Außenwände, Außenfenster, Außentüren, oberste Geschossdecke) mit ihren U-Werten vor und nach den Maßnahmen, die Heizlast vorher und hinterher und den Verbrauch an Heizenergie im Bestand.


    Dein "sicher 70 % Einsparung" deutet darauf hin, dass es diese Werte und die Berechnung bereits gibt. Also stell sie doch einfach ein oder rechne hier vor.


    Aus meiner Sanierungserfahrung habe ich bei Deinem "Konzept" erstmal große Zweifel daran, dass diese Aussage zutrifft - schließe dies aber nicht aus. Bisher waren die Informationen eher dünn, bei mehr Daten könnte sich meine Einschätzung durchaus ändern.

    Gegenaußendämmung spricht hier der vermutete bauliche Aufwand, aber da muss ich definitiv noch mit einem Profi sprechen, bevor ich da weiter mutmaße.

    Genau das könntest Du hier tun, denn

    1) ... Architekten der schon mal Altbauten saniert hat ...

    gibt es hier mehrere und

    ... und lass den mal denken. Das kostet weniger als 2000 Euro.

    und hier sogar nichts! Mehr als

    2) ... einen guten Energieberater. Der kann helfen und rechnen.

    gibt es hier auch, sogar Bauphysiker.

    3) Dann kennst Du den Energiebedarf und dann weißt Du wie Du den decken kannst.


    PV ist echt cool - aber eben nur Teil einer Lösung!

    So ist es und etwas anderes habe ich oben auch nicht geschrieben. Am Ende brauchst Du Leute, die sich gegen Bezahlung um Dein Projekt kümmern, aber Dein "Konzept" kannst Du schon hier kritisch überprüfen lassen. Eine solche fachkundige Kommentierung führt oft zu grundsätzlicher Kritik. Wenn Du diese nicht wünscht, kann Dir hier tatsächlich nicht geholfen werden.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • man könnte auch fragen: was für ein Einsparpotential?

    Einsparung von Heizwärmebedarf?

    Einsparung von laufenden Heizkosten? Einsparung von Baukosten? Oder gar eine Kombination im Sinne einer Amortisationsrechnung?


    Dann muss man, sofern man das einigermaßen seriös wissen will, auch den Zustand des Gebäudes insgesamt kennen. Insbesondere ohnehin anstehenden Sanierungs-/Erneuerungsbedarf. Wenn beispielsweise die Fenster abgängig sind und ohnehin erneuert werden müssen, stellen sich die Kosten für neue 3-fach-verglaste Fenster ganz anders dar als wie wenn die Fenster gerade mal 10 Jahre alte 2-fach-Fenster sind... Wir nennen das manchmal den Abzug von "ohnehin-Kosten", also den rein energetischen Mehraufwand...


    Sofern das Gebäude eine in besonderem Maße unbedingt erhaltenswerte Außenansicht hat, die durch Anbringen einer Außendämmung empfindlich beeinflusst wird, könnte man sich das Gebäude auch unter dem Gesichtspunkt ansehen, ob es ggf. für einzelne Fassaden (z.B. keine Straßenansicht) doch möglich wäre, unter Abwägung auch gestalterischer Gesichtspunkte, von außen zu dämmen.

    Analoges auch, wenn aus anderen Gründen das Dämmen nicht möglich sein sollte. Dafür muss man sich das Gebäude aber genauer ansehen.

  • Aber was haltet Ihr generell von der Idee?

    Hast Du Erfahrungswerte was den Verbrauch betrifft?


    Ich hatte in einem anderen thread mal den typischen Anteil am Jahresbedarf auf die einzenen Monate aufgeschüsselt:


    In den kalten und "dunklen" Monaten benötigt ein Haus ca. 50% des Jahresbedarfs. Du hast zur Größe des Gebäudes nichts geschrieben, aber typische Gebäude dieses Alters (und Wohnfäche) liegen bei einem Jahresverbrauch um die 30.000kWh, bei etwas größeren Gebäuden (200m² ?) geht das auch schnell in Richtung 40.000kWh p.a. An einem kalten Wintertag sind das gerne mal 100-200kWh, oder halt um die 6.000kWh nur im Januar. Das sind jetzt nur mal grobe Richtwerte damit man sich die Größenordnung vorstellen kann.


    d.h. Selbst wenn es Dir gelingen würde den Speicher komplett zu laden, was angesichts der geringen Sonnenstunden während dieser Zeit wohl kaum möglich sein wird, ist Dein Speicher in 2-3h "leer". Würde man damit eine Wärmepumpe speisen, dann wären es schon um die 10h. Zum Ertrag einer PV Anlage in diesen Monaten wurde oben ja schon etwas geschrieben.


    Zur Erinnerung, 10.000kWh el. Strom kosten irgendwas zwischen 3.000 und 4.000,- €. Wenn es Dir nicht gelingt einen Großteil der benötigten Wärmeenergie aus der PV zu erzeugen, dann wird das richtig teuer. Im Sommer sind zwar die Erträge der PV viel höher, aber da muss man ja nicht heizen.


    Bevor man also irgendwelche Experimente macht die sehr teuer werden können, sollte man zuerst einmal rechnen. Heizlast des Gebäudes im aktuellen Zustand, und dann mit den jeweiligen Verbesserungen. Daraus lässt sich dann schon einmal das Einsparpotenzial (in kWh) ermitteln und daraus dann die gesparten Kosten und ob sich das Konzept irgendwann amortisieren kann.

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  • Vielen Dank für deinen informativen Beitrag! Zu den Fragen: es sind laut Energieausweis 371kWh. Die Fläche sind 190qm. Hast Du bei dir eigentlich die Wände auch gedämmt? Wenn ja, wie und was ist deine Erfahrung?

    Ich habe ein zweischaliges Mauerwerk (ich glaube das ist der Fachbegriff). Klinker dann zwischen 6 bis 9 cm Luft und dann wieder Mauerwerk. Diese 9cm habe ich mit einer Einblasdaemmung (graue Kügelchen) füllen lassen. Das hat bei mir sehr gut funktioniert...

    Das scheint bei Dir nicht zu funktionieren - das entnehme ich zumindest Deinem Geschriebenen. Bei Dir ist es wohl Vollmauerwerk.


    Bei einem anderen Bauvorhaben habe ich von Innen mit Dämmputz gearbeitet. Dieser wurde direkt von innen auf Natursandstein aufgebracht. Bei mir waren es > 8cm Dämmputz von innen. Da gibt es mehrere Hersteller - ich hatte Maxit Eco 71 verwendet. Das ist aber sündhaft teuer. In einem anderen Thread habe ich mal behauptet, das die Kosten bei >175 Euro brutto pro m2 Innendaemmung lagen. Ich habe das gerade nochmals überprüft - sind eher 240 Euro brutto pro m2.


    Die beiden Gebäude sind schwer vergleichbar - auch wegen unterschiedlicher Klimazonen. Da wo das Bauvorhaben mit Natursandstein steht, ist es immer ca. 30% kälter als im anderen BV. Außerdem steht das BV mit Natursandstein in exponierter Lage in einem Flusstal - der Main ist nur 200 meter Luftlinie entfernt. Gefühlt ist die verwendete Innendämmung nicht so effizient wie zweischaliges Mauerwerk mit Dämmung dazwischen.


    Wie immer - muss man rechnen (lassen)


    lg

  • In den kalten und "dunklen" Monaten benötigt ein Haus ca. 50% des Jahresbedarfs. Du hast zur Größe des Gebäudes nichts geschrieben, aber typische Gebäude dieses Alters (und Wohnfäche) liegen bei einem Jahresverbrauch m die 30.000kWh. An einem kalten Wintertag sind das gerne mal 100-200kWh.

    Doch hat er/sie:

    Zu den Fragen: es sind laut Energieausweis 371kWh. Die Fläche sind 190qm

    Wobei ich nicht weiss worauf sich die 371 kWh beziehen. Auf kWh pro m2 pro Jahr?

  • Hat er geschrieben:

    Danke für die Hinweis.


    Ich schätze die 371 beziehen sich auf die Primärenergie, vermutlich irgendein Energieausweis, Verbrauchsausweis o.ä.



    Mit ist klar, dass hier sicher viel mehr Fragen im Detail geklärt werden müssen.

    Auf jeden Fall, denn es geht um viel Geld.

    Der Betreiberverein dieses Forums freut sich über Spenden von Fragestellern, die hier kostenlos Hilfe bekommen haben. Kurze Wege führen über Paypal oder eine Banküberweisung

    .

  • In einem anderen Thread habe ich mal behauptet, das die Kosten bei >175 Euro brutto pro m2 Innendaemmung lagen. Ich habe das gerade nochmals überprüft - sind eher 240 Euro brutto pro m2.

    meine Erfahrung ist, dass eine fachgerechte Innendämmung etwa so viel kostet wie eine fachgerechte Außendämmung mit WDVS. Die Arbeitsschritte sind ja ganz grob vergleichbar. Nur ist die Dämmwirkung in der Regel bei Innendämmung nur "halb so gut" (man muss ja auch Wärmebrücken berücksichtigen) wie bei Außendämmung. Hinzu kommt, dass die Planung für Innendämmung i.d.R. aufwändiger ausfällt als bei Außendämmung. ggf. muss man auch hinsichtlich Installationen (v.a. wasserführende Leitungen) besonders Acht geben, weil Frostgefahr droht.


    Daher überlegt man sich i.d.R. gut, wenn man auf Innendämmung setzen möchte. Entweder, weil die Fassade wirklich unbedingt erhalten werden soll, weil die Flächen innen deutlich geringer sind als außen. Oder ähnliches.

  • Wenn an dem Haus eh kaum was gemacht wurde und die Heizung per Kachelofen weist darauf hin, dann wird das eh eine größere Baustelle. Also Komplettsanierung. Wenn man einen eigenen Wald hat, dann wäre die Idee mit dem Kachelofen gar nicht so verkehrt. Da jammern nur die, die über Feinstaub schimpfen. Da gäbe es so Systeme mit Hypokausten, um die Wärme im Haus zu verteilen (habe ich in einem Haus mit Steinwärmespeicher in Aktion sehen können). Aber Wald wird wahrscheinlich nicht vorhanden sein.


    Die Dachdämmung solcher Häuser war im Vergleich zu heute sehr schlecht. Also kommt man nicht drumherum auch das Dach zu erneuern und eine zeitgemäße Dämmung aufzubringen, sonst bringen die paar qm im Spitzboden auch nicht so viel.


    Wie hoch ist die Decke im Keller? Reicht die Höhe aus, um die Decke von unten zu dämmen? Wenn nicht, muss die Dämmung mit dem Bodenaufbau im EG bewerkstelligt werden. Damit ändern sich sämtliche Höhen bezüglich der Treppe, die womöglich angepasst werden muss oder ganz neu. Ähnlich wird es im OG und DG, wenn man Fußbodenheizung einbaut. Der alte Boden wird wahrscheinlich recht einfach sein und kaum Höhe haben. Heizungsnischen wird es wohl mangels Heizungsanlage nicht geben, die man zumauern müsste. Das mit der Fussbodenheizung muss auch ein Statiker noch rechnen, ob der Fußboden die zusätzliche Last auch tragen kann (meist ist es kein Problem, aber man will ja sicher gehen).


    Wie wurde das Wasser für die Badewanne/Dusche erwärmt? Ich vermute über einen Boiler. In der Küche über einen kleinen Boiler über der Spüle. Am Besten wäre wohl der Einbau einer zentralen Warmwasserversorgung. Aber das hast Du ja eh vor, also komplett neue Wasserinstallation und dazu auch Heizungsinstallation. Das kann man alles auf die Wände verlegen und dann abkoffern. Das minimiert auch nicht die Wandquerschnitte.


    Elektroinstallation kommt hingegen eh in die Wände, aber das macht auch keine Probleme. Wenn die alte Installation in Rohre verlegt wurde, kann man diese wieder verwenden, soweit es passt. Vermutlich wurde diese in den 60ern oder 70ern erneuert und ist nicht mehr die alte Installation der 40er Jahre.


    Dass Du keine Außendämmung haben willst, hängt sicherlich mit einer Klinkerfassade zusammen, die man nicht verändern will. Aber da wurde Dir ja einiges schon geschrieben. Es gäbe aber noch Systeme, die eine Klinkerfassade abbilden würden, wenn es nur um das Aussehen gehen würde. Du kannst also das jetzige Aussehen um die Dämmstärke nach außen verschieben, sozusagen. Ist zwar Fake, aber wurscht.


    Jo, da kommt einiges auf Dich zu, wenn Du das zukunftssicher durchziehen willst.

    Du musst immer einen Plan haben. Denn wenn Du keinen hast, dann wirst Du Teil eines anderen Planes...