Nachträgliche Innendämmung mit Perlite

  • Hallo zusammen!


    Ich möchte mein Haus ca.120 Jahre alt, nachträglich dämmen. Weil ich die Fassade nicht verändern will, kommt nur eine Innendämmung in Frage.

    Außenwände Vollziegel, 22 cm

    Holzbalkendecke - abgehängt

    Mir wurde jetzt der Vorschlag gemacht, 7,5 cm Steine innen aufzumauern und die Zwischenschicht mit Hyperlite-KD von Knauf aufzufüllen.

    Ist diese Perlite zu empfehlen bei diesem Mauerwerk? Es wird damit geworben, dass selbst bei Schlagregen und nasser Außenschale die Perlite trocken bleibt. Aber bei über 100 Jahre alten Mauerwerk?

    Man kann die Fassade mit einem Schutzanstrich versehen, bringt das was in diesem Zusammenhang?

    Was sagt ihr zu diesem Vorschlag? Vielleicht habt ihr sogar noch andere Vorschläge.


    Freue mich auf euer Feedback.

    Einmal editiert, zuletzt von Skeptiker () aus folgendem Grund: Textformatierungen entfernt

  • Es wird damit geworben, dass selbst bei Schlagregen und nasser Außenschale die Perlite trocken bleibt. Aber bei über 100 Jahre alten Mauerwerk?

    Wieso ? Hast Du fließend Wasser die Wände runter?

    Innendämmung ist IMMER kritisch. Das muss VORHER genau ge-und berechnet werden!

    Meine Beiträge sind Meinungsäusserungen

  • Es wird damit geworben, dass selbst bei Schlagregen und nasser Außenschale die Perlite trocken bleibt.

    Du schreibst, dass Dein Mauerwerk aus 22cm Vollziegel besteht, sind diese nach außen ungeschützt?


    Die Feuchtigkeit von außen würde mir weniger Sorgen machen, aber um das GEG zu erfüllen, brauchst Du ca. 16-18cm Dämmschicht (WLG050), dazu dann die 7,5cm Innenschale, macht insgesamt mit Putz o.ä. ca. 25cm. Deine Außenwände haben dann letztendlich eine Wandstärke um die 47cm, dadurch verringert sich auch die Wohnfläche.


    Erschwerend kommt hinzu, dass eine raumseitige Dämmung kritisch werden kann, insbesondere bei solchen Dämmstärken. Das kann zu Kondensat in Deinem Wandaufbau führen, und ob das wieder abtrocknet das steht in den Sternen. Da muss jemand mit spitzer Feder rechnen. Bei der Menge an Kondensat die hier anfallen kann, kann es Monate dauern bis das wieder trocknet (ideale Bedingungen vorausgesetzt). Passen die Bedingungen nicht, dann hast Du ein Problem. Wärmebrücken können bei so einem Aufbau auch eine große Rolle spielen.


    Ich würde mich hier nicht auf Firmen verlassen die primär ihr Produkt bzw. ihre Arbeit verkaufen möchten, sondern erst einmal einen Bauphysiker kontaktieren und rechnen lassen. Das kostet ein paar Euro, doch das wird mit Sicherheit billiger als ein späterer Schaden.

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  • Danke für eure Antworten.


    Ich bin heute bei meinem Recherchen auf die Klimaplatten von Erfurt gestoßen. Nennt sich Klimatec IP 2500 pro und bestehen aus Blähglas -Granulat und Dämmung. Der Hersteller wirbt damit, das diese Tauwassernachweisfrei sind.


    Ist das wirklich so einfach, wie es sich auf dem ersten Blick anhört? Vielleicht, weil die Platte insgesamt nur 2,5 cm stark ist und davon die Isolierung nur 1,5 cm?


    Der Wärmeleitfähigkeitswert ist 0,075. Nicht so berauschend, oder?

  • Der Wärmeleitfähigkeitswert ist 0,075.

    bei 2cm in WLG075 ist der Effekt auf die Wärmedämmung sehr gering. Ob es dabei zu Tauwasser kommt müsste man nachrechnen, ist aber unwahrscheinlich. Bei einer geringen Verbesserung der Wärmedämmung ist auch das Risiko für Tauwasser gering. In den 1970er bis in die 1980er hat man beispielsweise gerne raumseitig Gipskarton mit 20 oder 30mm EPS verbaut, hat auch problemlos funktioniert. Die Außenwände hatten dann meist einen U-Wert um die 0,8W/m²K (anstatt 1,2W/m²K oder mehr).

    Wenn man heute dämmen möchte, dann ist das Ziel nach GEG 0,24W/m²K. Dafür ist deutlich mehr Dämmstärke erforderlich und die Aufbauten werden deutlich kritischer. Falls irgendwie möglich dann sollte man auf ein WDVS setzen, also die Dämmlage außen anbringen. Das entschärft das Risiko deutlich.

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  • Warum soll das Haus von außen nicht verändert werden? Ist es irgend etwas besonderes? Klinkerfassade z.B.? Es gibt schon Innensysteme, die einiges bringen, aber das muss sich ein Fachmann vor Ort anschauen und berechnen und Du musst damit rechnen, dass die Wohnfläche kleiner wird. Ein altes Haus wird man aber nicht auf Werte moderner Häuser bringen können, das müssen alte Häuser aber auch nicht, wenn sie unter Denkmalschutz stehen.

    Du musst immer einen Plan haben. Denn wenn Du keinen hast, dann wirst Du Teil eines anderen Planes...

  • Hallo.


    Vielen Dank für eure Antworten.


    Warum soll das Haus von außen nicht verändert werden? Ist es irgend etwas besonderes? Klinkerfassade z.B.? Es gibt schon Innensysteme, die einiges bringen, aber das muss sich ein Fachmann vor Ort anschauen und berechnen und Du musst damit rechnen, dass die Wohnfläche kleiner wird. Ein altes Haus wird man aber nicht auf Werte moderner Häuser bringen können, das müssen alte Häuser aber auch nicht, wenn sie unter Denkmalschutz stehen.


    Das Haus steht nicht unter Denkmalschutz, hat aber eine Klinkerfassade.

    Auf die Werte moderner Häuser braucht es auch nicht kommen, das geht auch nicht. Ich denke, vielleicht hätte man dann ein behaglicheres Wohnklima. Wenn man dann noch die eine oder andere Mark sparen könnte....

    Ein Energieberater hatte mir das so vorgeschlagen.

    bei 2cm in WLG075 ist der Effekt auf die Wärmedämmung sehr gering. Ob es dabei zu Tauwasser kommt müsste man nachrechnen, ist aber unwahrscheinlich. Bei einer geringen Verbesserung der Wärmedämmung ist auch das Risiko für Tauwasser gering. In den 1970er bis in die 1980er hat man beispielsweise gerne raumseitig Gipskarton mit 20 oder 30mm EPS verbaut, hat auch problemlos funktioniert. Die Außenwände hatten dann meist einen U-Wert um die 0,8W/m²K (anstatt 1,2W/m²K oder mehr).

    Wenn man heute dämmen möchte, dann ist das Ziel nach GEG 0,24W/m²K. Dafür ist deutlich mehr Dämmstärke erforderlich und die Aufbauten werden deutlich kritischer. Falls irgendwie möglich dann sollte man auf ein WDVS setzen, also die Dämmlage außen anbringen. Das entschärft das Risiko deutlich.

    Das ist mein Problem. ich weiß nicht, was ich da machen soll. Habe auch Angst vor Folgeschäden.

    Ich habe mich auch versehen, die Platten haben 0,035. Sind aber sehr teuer!


    Eine andere System wären Holzfaserdämmplatten. Kosten natürlich auch einiges.


    Da ich auch noch so einiges an Geld investieren muss, Fußbodenheizung, Badezimmer, neue Küche usw. kann und will ich dafür auch nicht soviel ausgeben.


    Die Vorbesitzer hatten Gipskartonplatten auf Holzständerwerk. Das isoliert zwar sehr wenig, aber ich glaube, das Aufheizen geht dann schneller, oder, was meint ihr?


    Was gäbe es noch an Alternativen? Es gibt doch auch Dämmputze, oder Lehmputze.


    Oder diffusionsoffenen Untertapeten? Erfurt bietet sowas an und verspricht ein schnelleres Aufheizen.

    Vielleicht sowas in Kombination mit Gipskarton oder Putz?


    Was haltet ihr davon?

  • Mir wurde jetzt der Vorschlag gemacht, 7,5 cm Steine innen aufzumauern und die Zwischenschicht mit Hyperlite-KD von Knauf aufzufüllen.

    Ein Energieberater hatte mir das so vorgeschlagen.

    Wenn man dann noch die eine oder andere Mark sparen könnte....

    Eine andere System wären Holzfaserdämmplatten. Kosten natürlich auch einiges.

    Da ich auch noch so einiges an Geld investieren muss,

    Lieber Hans,

    das sind nur ein paar Zitate von Dir, die ich eingefügt habe....

    sie zeigen, dass Du in diesen Dingen nicht wirklich erfahren bist (was nicht schlimm ist) und viele Seiten auf Dich einreden... Und wie es halt oft ist, dass du als Laie gern in den Baumarkt gehst oder Dich über irgendwelche Werbungen informierst.


    Ich kann Dir sagen: das ist gerade bei einem Vorhaben für eine Innendämmung keine so gute Idee.

    Innendämmung eines schlagregenbeanspruchten Außenmauerwerks beheizter Räume ist vermutlich eine der anspruchvollsten Dämmaufgaben, die es gibt!


    Es gilt hier nämlich:

    Je besser der Wärmeschutz, desto geringer das Austrocknungspotential.

    Je höher die Schlagregenbeaufschlagung und je geringer der Schlagregenschutz, desto kritischer die Situation


    Es gibt eine recht "platte" Aussage zum Theman Innendämmung, die aber hier unbedingt anzuwenden ist: wenn man innen dämmen will, muss man sich das Gebäude zuerst von außen ansehen.


    Hat einen einfachen Grund:

    Klar, man kann bei Innendämmungen über Tauwasserbildung sprechen.

    aber: Wenn es mal echt ungünstig läuft, dann hat so eine innengedämmte Wand selbst bei Verletzung vieler üblicher Schutzmaßnahmen (von innen) eine jährliche Tauwassermenge von vielleicht 5 Litern pro Quadratmeter pro Jahr.

    Die Schlagregenbeanspruchung auf der "Wetterseite" beträgt aber oft 140 - 200 Liter pro Quadratmeter pro Jahr.

    Also ca. 5 Liter von innen gegen 140 Litervon außen...


    So: was denkst Du, was für die Wand kritischer ist?


    Sollte eine hohe Schlagregenbeanspruchung vorliegen, ist es für die Wand folglich entscheidend (sofern es überhaupt funktioniert), dass der Wand ein Austrocknungspotential sowohl nach außen als auch nach innen zugestanden wird. Eine Innendämmung hindert aber die Austrocknung, wegen der Verschiebung des Temperaturgradienten.

    Wir haben schon vorhandenen Innendämmungen rückbauen lassen, weil die vorhandenen Konstruktionen zu starken Schäden geführt haben...


    Auch hier wird gelegentlich gefordert, dass man rechnen müsste.

    Ich bin jetzt schon länger in den Metier unterwegs... Zu berechnen habe ich aber aufgegeben, nachdem ich einem der großen Hersteller von feuchtevariablen Dampfbremsfolien aufgezeigt habe, dass die von diesem veröffentlichten Kennwerte nicht richtig sein können. Das hat zu einem persönlichen Anruf des Produktmanagers geführt, der sich auf Ausflüchte und Unwägbarkeiten berufen hat und mir nicht nur eine nichtssagende E-Mail geschrieben hat, es wurde auch kurz danach das Datenblatt der angesprochenen Bahn geändert..


    Hat mir aber auch gezeigt: das ist nicht wirklich greifbar... Schon aufgrund der Tatsachen, dass wir von zwei großen Zahlen sprechen, die voneinander abgezogen werden (Tauwasserbindung und Schlagregen gegen Austrocknungspotential) und dass im Ergebnis teils sehr kleine Differenzen über "hop" oder "top" entscheiden, ist das mit Vorsicht zu genießen. Schon kleine Änderungen führen dazu, dass es rechnerisch nicht funktioniert.


    Es zeigt aber auch: die Eigenschaften von Bestandskonstruktionen können rechnerisch nicht wirklich erfasst werden.


    Was lernen wir daraus: Bauen wir konservativ, lieber mit "eingebauter" (aber nicht überzogener) Sicherheit! Und wenn ein Bauherr das partout nicht möchte: er möge eine Haftungsfreistellung übernehmen...!

  • Sind aber sehr teuer!

    Hier würde ich den Nutzen den Kosten gegenüberstellen. Bei einer geringen Dämmstärke ist das Einsparpotenzial an Wärmeenergie überschaubar, solche Dämmlösungen amortisieren sich dann meist nicht mehr über die Lebensdauer des Gebäudes (wobei "Lebensdauer" hier relativ ist). Man kann dann natürlich weiche Faktoren mit einbeziehen, wie Komfortsteigerung, und muss dann entscheiden, was einem dieser (minimal?) erhöhte Komfort wert ist.


    kann und will ich dafür auch nicht soviel ausgeben.

    Ich würde in diesem Fall überlegen, ob es nicht besser ist ein Weilchen zu warten bis man eine "richtige" Lösung umsetzen kann. Nachteil, die Baukosten werden in Zukunft sicherlich nicht geringer sein als heute, auch wenn ich kurzfristig mit einer Stagnation oder gar einem geringen Rückgang rechne. Bereits mittelfristig und auf jeden Fall langfristig, werden die Preise immer weiter nach oben gehen. Ob in x Jahren die Portokasse mehr hergibt, das musst Du wissen.


    Ich sehe die Gefahr, dass man jetzt aus Kostengründen eine (teure) Lösung umsetzt, mit moderatem Nutzen, und dann in ein paar Jahren trotzdem "richtig" dämmen muss/möchte.


    Falls es noch nicht geschrieben wurde, man sollte solche Maßnahmen immer im Zusammenhang mit dem kompletten Gebäude sehen (Fenster, Dach etc.). Evtl. gibt es eine Möglichkeit wie man das Geld besser investieren kann.

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