Energetische Sanierung bei zweischaligem Mauerwerk

  • Hallo!


    Ein zweischaliges Mauerwerk (ca. 11,5cm + 9cm +11,5cm) mit vorh. 4cm WDVS auf der Außenseite durch eine Einblasdämmung in den ca. 8 bis 9cm Zwischenraum energetisch zu ertüchtigen -- lohnt sich das?

    Ist das eine gebrauchstaugliche Lösung?


    Bestand:

    DHH aus dem Jahr ca. 1920/1923. Vollunterkellert. Ausgebautes DG. Giebelwände im DG einschalig.

    Lt Aussage der Ureinwohner bestehen die Wände des EG und 1. OG aus genauerten Ziegeln, je 11 bis 12cm dick (Format unbekannt) mit einer Luftschicht dazwischen.

    In dem braunen Papierfetzen - der einmal eine Zeichnung war - lassen sich 32 oder 33cm Wandstärkenvermaßung erahnen.

    Erfahrungswert: sehr harte Ziegel + sehr sehr sandiger Mörtel. DAS ist sicher.


    1. Sanierung: Anfang / Mitte der 90er mit neuen Fenstern und WDVS mit 4cm Schaumpolysteroldämmung

    2. Sanierung: 2006/2007 teilweise Fenster erneuert, Dachgeschoss ausgebaut, Dach gedämmt (ca. 14-16cm), neue Heizung (Öl-Brennwert)

    3. Sanierung: 2023 neue Fenster und neue Türen, die 2006 nicht erneuert wurden. Aus untersch. Gründen, auch mechanische.


    Jetzt sollen die nächsten Schritte geplant werden.

    Hierzu hatten wir zwecks Erstberatung einen sog. "Energieberater" vor Ort.

    Zum Thema Wanddämmung kam der Vorschlag, die Luftschicht mittels Einblasdämmung zu füllen.

    Eine Außenwanddämmung (Konjunktiv von) bringt angeblich nicht so viel.


    Da es nicht mein Fachbereich ist und das Studium viel zu lange her ist - jetzt die Frage in die Runde zu Abschätzung:

    ((JA, das muss mal irgendwann jemand rechnen))


    Bringen die 8 bis 9cm Einblasdämmung als Ersatz für eine Luftschicht wirklich so viel Einsparung an Wärmeverlusten?

    Verschiebt sich dadurch ggf. der Taupunkt in eine ungünstige Ebene?

    Ist das Aufwand/Nutzen-Verhältnis ggf. doch besser als 4cm Dämmung entfernen und 10-12cm wieder draufbringen?

    Gruß
    Holger
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    Früher, da war vieles gut. Heute ist alles besser.
    Manchmal wäre ich froh, es wäre wieder gut.
    (Andreas Marti; Schweizer)

  • Zweischaliges Mauerwerk ist jetzt nicht gerade meine Spezialität, mich wundert aber das "WDVS" auf der Außenseite, denn durch die Luftschicht ist dieses doch ziemlich wirkungslos. Selbst wenn diese "ruhend" wäre, würde sich durch Temperaturunterschiede eine Zirkulation einstellen, die die Dämmwirkung deutlich reduziert.


    d.h. Wenn ich richtig liege, dann würde ein neues WDVS so gut wie gar keinen Vorteil bringen.


    Hier wäre eine Einblasdämmung eine interessante Alternative. Man müsste jetzt einmal den aktuellen U-Wert rechnen, aber wenn ich davon ausgehe, dass die 4cm WDVS nahezu wirkungslos sind, dann bewegen wir uns sicherlich bei >>1W/m²K. Durch die 8cm Einblasdämmung bringt man den U-Wert deutlich unter 0,5W/m²K, bei genauerem rechnen vielleicht auch auf 0,4 oder 0,3W/m²K. Für die 0,24W/m²K nach GEG dürfte es evtl. nicht ganz reichen.


    Eine Verbesserung beim U-Wert um ca. 1W/m²K lohnt in meinen Augen auf jeden Fall.


    Vielleicht noch als Ergänzung: Wenn die Luftschicht tatsächlich ruhend wäre, und Zirkulation unterbunden wird, dann hätten bereits die 4cm WDVS den U-Wert quasi halbiert, also von etwa 1,3W/m²K auf ca. 0,6W/m²K


    Zur Erinnerung, eine Verbesserung um 1W/m²K liefert eine jährliche Heizenergie-Einsparung um die 80-100kWh/m². Jetzt kannst Du anhand der Fassadenfläche das Einsparpotenzial abschätzen, und ich bin mir ziemlich sicher, dass sich das lohnt

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  • Ich habe bis Mitte der 90er Jahre in einem ähnlichen Konstrukt gewohnt. Die Außenschale war weitgehend durch Kondensat durchfeuchtet und die 24er Innenschale im Winter eiskalt. Trotz RLT von 24°C entstanden Oberflächentemperaturen von 12-13°C.

    In der 8-10cm starken Luftschicht hatte ich eine Luftumwälzung gemessen, obwohl keine Lüftungsöffnungen sichtbar waren. Wir hatten damals Kaufabsichten für unsere Mietwohnung und uns deshalb mit einer Sanierungslösung befasst, die eine Einblasdämmung zur Reduzierung des Wärme- und Feuchtetransports vorausgesetzt hatte.

    Leider hatte sich die städtische Wohnungsbaugesellschaft für einen Verkauf an zwei mittellose Schweizer Hochstapler und gegen die eigenen Mieter entschieden, so dass das Konzept nicht verwirklicht wurde. Später wurde weiterverkauft an einen Zahnarzt aus Minden, der das Dach voller PV packte und zusah wie die Mieter wegen Sanierungsstau alle auszogen und das Haus seit zehn Jahren leerstehen lässt.

    Vielleicht finde ich noch alte Berechnungen zur energetischen Außenwandsanierung. Damals habe ich alles mit einem Palmtop HP Jornada gerechnet. 😄

    Auf jeden Fall ist die Unterbrechung der Luftzirkulation in der Außenwand sinnvoll und um Welten sinnvoller, als eine Aufdoppelung des WDVS.




    Wenn Dich ein Laie nicht versteht, so heißt das noch lange nicht, dass du ein Fachmann bist.



    M.G.Wetrow