Alte Dämmwolle (Glas, Asbest, Kamilit?) Wie gefährlich?

  • Liebes Forum,


    ich habe in Brandenburg ein Grundstück gekauft. Ein alter Schuppen steht drauf, der schon halb verfallen war. Wir haben die Asbestplatten auf dem Dach von einer Firma abholen lassen.

    Nachdem nun der Schuppen bis auf die Hinterwand weg war, wollten wir diese zum Nachbarn hin auch noch abreißen. Sie war mit Brettern verschalt, dahinter kam uns alte Dämmwolle entgegen. Meine Frau und der Nachbar fingen an, die Wolle mit Handschuhen in Säcke zu packen. Ich meinte dann irgendwann, sie soll eine Maske aufsetzen. Mein Nachbar, der geholfen hat, da es auch um seine Rückwand ging und selber Handwerker ist, meinte es sei wohl alte DDR Kamilitwolle.

    Als ich ihn fragte, ob er auch eine Maske wolle, meinte er, unter freiem Himmel angeblich halb so wild.

    Was könnte das für eine Wolle sein und wie gefährlich ist diese? Ich befürchte, dass meine Frau und ich paar Fasern abbekommen haben könnten.

    Ich habe gelesen, dass diese auch krebserregend sein können, aber nicht ganz so schlimm wie Asbest seien, da sie nicht ewig in der Lunge bleiben, sondern "nur" paar hundert Tage.

    Ich erwarte keine eindeutige Antwort, mich würde eure Erfahrung und Einschätzung dieser Wollen interessieren.

    Es ist jetzt eh passiert, aber man hat ein scheiß Gefühl, dass man dort nicht gleich mit Maske Ran gegangen ist...

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    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Kamilit ist nichts anderes als eine Bezeichung für Mineralwolle (Glas, Stein). In einem alten Schuppen würde ich davon ausgehen, dass man die üblichen Schutzmaßnahmen für KMF anwendet. Wenn nicht, dann ist es jetzt auch zu spät.

    Aber, ihr habt ja nicht über Jahrzehnte in einer Fabrik das Material tonnenweise verarbeitet, also vergessen und abhaken. Ist sowieso nicht zu ändern, und das Risiko für eine dadurch verursachte gesundheitliche Beeinträchtigung ist verschwindend gering.

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  • Danke für die schnellen Antworten. Ja, es ist eh passiert, hatte beim umfallen der Wand nur ziemlich gestaubt. Am besten hätte ich den ganzen Schuppen abreißen lassen sollen, das war gruselig, was und wie die damals gebaut haben.


    Ja, die Wolle fasse ich nur noch mit FFP3 Maske an, wenn ich den Rest in die entsprechenden Säcke packe.


    Ist in diesen Wollen aus DDR-Zeiten oft auch Asbest enthalten gewesen?


    Ich überlege, mal eine Probe für 70€ analysieren zu lassen, damit man weiß, womit man es da genau zu tun hat, aber bringt im Nachhinein auch nicht mehr wirklich viel.


    Ich bin erstaunt, dass viele Handwerker und co. da oft ziemlich leichtsinnig sind, bzw. ich bin Laie und man liest Zeitungsartikel da wird bei Wolleresten unter freiem Himmel bei einer Baustelle der Krebstod des ganzen Ortes prophezeit und dann gibt's so Sanierungsfirmen, die fassen die Asbestplatten mit Handschuhe und ohne Maske an.

  • Ist in diesen Wollen aus DDR-Zeiten oft auch Asbest enthalten gewesen?

    Warum sollte da Asbest enthalten sein? Sicherheit bringt natürlich nur eine Analyse, ich halte die Wahrscheinlichkeit für Asbest für sehr gering. Bei normalen Anwendungen von Glas- oder Steinwolle könnte Asbest seine Vorteile ja gar nicht ausspielen, und aus Langeweise hätte man das sicher nicht beigemischt.

    Aber selbst wenn Asbest enthalten wäre, so wäre dadurch das Risko weder höher noch geringern, es würde also an der Beurteilung nichts ändern.

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  • Warum sollte da Asbest enthalten sein? Sicherheit bringt natürlich nur eine Analyse, ich halte die Wahrscheinlichkeit für Asbest für sehr gering. Bei normalen Anwendungen von Glas- oder Steinwolle könnte Asbest seine Vorteile ja gar nicht ausspielen, und aus Langeweise hätte man das sicher nicht beigemischt.

    Aber selbst wenn Asbest enthalten wäre, so wäre dadurch das Risko weder höher noch geringern, es würde also an der Beurteilung nichts ändern.

    Habe eine Probe bestellt und gefragt, ob die auch auf Asbest testen. Sie meinten ja, da bei alter Wolle, gerade auch im Osten durchaus nicht selten Asbest mit beigemischt wurde, so das Labor.

    Eine Analyse kostet 80-120€, das ist es mir wert. Ein Teil und Fetzen der Wolle liegen noch rum. Ich mach jetzt ne Analyse und bestelle noch die Spezialsäcke, ohne nehmen sie das Zeug nicht an.

    Als wir die marode Bretterwand umgehauen haben und es viel gestaubt hatte, wussten wir noch nicht, dass der Mist darin verbaut war. An den Seiten war Schilf als Dämmmaterial verbaut. Da wurde damals verarbeitet, was man da hatte. Als die Wolle offenbar ausging, nahm man Schilf vom See.


    Außerdem steht noch der Hauptbungalow an. Da sind die Wände aus Holzbeton, aber beim Dach wieder volles Programm von Asbestplatten, Dämmwolle und co. Das wird höchstwahrscheinlich die gleiche Wolle sein, da kann dann aber ne Firma ran, zahle ich lieber paar Tausend Euro, als meine Gesundheit weiter zu gefährden.

  • Als wir die marode Bretterwand umgehauen haben und es viel gestaubt hatte, wussten wir noch nicht, dass der Mist darin verbaut war. An den Seiten war Schilf als Dämmmaterial verbaut. Da wurde damals verarbeitet, was man da hatte. Als die Wolle offenbar ausging, nahm man Schilf vom See.

    Das sollte man im Vorfeld erkunden. Das Schilf ist vermutlich ein Putzträger und kein Ersatz für irgendwas an Dämmung.

    Außerdem steht noch der Hauptbungalow an. Da sind die Wände aus Holzbeton, aber beim Dach wieder volles Programm von Asbestplatten, Dämmwolle und co. Das wird höchstwahrscheinlich die gleiche Wolle sein, da kann dann aber ne Firma ran, zahle ich lieber paar Tausend Euro, als meine Gesundheit weiter zu gefährden.

    Die Lösung heißt Gefahr- und Schadstoffgutachten. Darauf aufbauend eine Gefährdungsanalyse und Festlegung der erforderlichen Maßnahmen.


    Ja, das kostet ein paar Taler und Laien können es nicht leisten.

    Verflucht sei, wer einen Blinden irren macht auf dem Wege!

    5.Mose 27:18

  • Solche Mineralwolle und abgewitterte Asbestplatten sollten vor dem Entfernen benetzt werden, damit sich weniger Fasern lösen und durch die Luft stauben. Zumindest mit Spülmittelwasser feucht halten, oder mit verdünnter Farbe, Haftgrund etc. abbinden, oder eben ein Spezialprodukt. Zusätzlich ist Vollschutz angesagt - FFP3-Filter und Overall Typ 5, denn sonst verschleppt man die Fasern an der Kleidung ja auch wieder.

    Außerdem nisten sich gerade an solchen Bretterbauten in der Dämmwolle immer mal wieder Mäuse und Ratten ein, deren Kot u.a. oft Hantaviren enthält, die über Jahre aktiv bleiben können und mit dem Staub eingeatmet werden. In Deutschland erkranken jedes Jahr Tausende daran (gibt nicht selten Nierenschäden; vereinzelt auch tödlich).


    Im Übrigen schwirren aber ständig Asbestfasern von alten Dächern umher; das ist in jeder beliebigen Luftprobe auswertbar. Wobei die Fasern auch nur ein Teil der vielen Karzinogene sind, denen man im Alltag ausgesetzt ist, und für Karzinogene gibt es keinen sicheren Grenzwert. Prinzipiell kann eine einzige Faser, ein einzelnes reaktives Molekül oder Sonnenstrahl reichen, um Krebs auszulösen. Es ist aber nicht individuell vorhersagbar, wer, wann, bei welcher Dosis erkrankt. Von daher ist der regelmäßige Gang zur Krebsfrüherkennung jeder Art immer sinnvoll. Für eine besonders engmaschige Überwachung wirst du bei der einmaligen Geschichte wohl nicht in Frage kommen, egal was das Labor findet.

  • Ich habe auch schon den Risikorechner genutzt: https://asbest-beratung.de/risiko-rechner


    Zwar Asbest, aber ähnlich wohl bei dieser alten Wolle. Wie gesagt, haben wir dummer Weise anfangs ein paar Minuten die erste Wollteile ohne Maske nur mit Handschuhen in die Säcke gepackt. Beim herausziehen aus dem Bretterkasten und packen in die Säcke kamen wohl einige Fasern auf. Nach ersten wenigen stücken habe ich immerhin eine FFP3 Maske aufgesetzt.

    Klar, Labor bringt nichts, eh gelaufen, das nächste mal bei dieser Wollen ziehe ich direkt FFP3 Maske auf und Overall. Bisschen Wolle liegt noch rum unter freiem Himmel, wenn sie nass wird, staubt sie weniger, ist mir auch schon aufgefallen, die trockene Wolle im Bretterkasten hat sofort los gestaubt, bei der kleinsten Bewegung, ggf. war's auch anderer Dreck und Staub, der sich über die Jahrzehnte dort gesammelt hat.


    Habe seit der Aktion etwas Atemprobleme und Kopfschmerzen, weiß nicht ob das davon kommen kann dass ich dort paar Minuten einigen Faserstaub abbekommen habe oder ob ich mich die letzten Tage da verrückt mache.

    Der Risikorechner verlangt eine Angabe der Faserdichte, die Info kenne ich nicht, wie viel die trockene Wolle gestaubt hat, gefühlt war es viel im Vergleich zu der neuen Wolle, die ich in meinem neuen Schuppen bereits zuvor verarbeitet habe, die zwar auch gekratzt hat, aber sehr kompakt und hellgelb war. ;)



    Und zu den Tieren..., Ratten habe ich dort draußen in Brandenburg in der Natur noch nie gesehen, kleine Mäuse schon eher.

    Im Dachkasten dieses alten Schuppens haben Waschbären gewohnt, die mich beim Abriss angeguckt hatten. :eek: