Vom Walmdach zum Flachdach

  • Hallo zusammen,

    Wir haben ein Winkelbungalow gekauft und sanieren derzeit aufwendig. (Angefangen mit dem Wohnkeller) Da jedoch auch das Dach neu eingedeckt werden soll und die OGD gedämmt werden soll, haben wir uns gefragt, ob man das vorhandene Walmdach „problemlos“ zu einem Flachdach umbauen könnte. Vorausgesetzt, dass das Bauamt sein ok gibt.

    Der Aufbau an sich ist klar und die Erweiterung mit einer Attika ebenfalls. Die Frage ist jedoch, ob die Statik des Fertighauses davon negativ beeinflusst wird. Derzeit ist die OGD als Holzbalkendecke ausgeführt. Können die Lasten von den unterliegenden Wänden aufgenommen und abgeleitet werden?

    Das Fertighaus ist Baujahr 1975 (ja, Asbest), die verbauten Holzbalken der Außenwände sind 90x90, die OSB Platten dienen als Aussteifung. Die Balken der OGD sind 18cm stark.

    Ich hoffe ein bisschen Licht ins dunkle bringen zu können und sage schon mal danke ☺️

  • Handelt es sich bei der OGD um eine echte Holzbalkendecke oder um die Untergurte von Brettbindern? Wo liegst die Konstruktion außer auf den Außenwänden auf?

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Anhand der Planung würde ich sagen, dass es eine echte Holzbalkendecke ist

    Es gibt weitere tragende Wände innen. Dort liegt die Decke auf

  • Die Frage ist jedoch, ob die Statik des Fertighauses davon negativ beeinflusst wird. Derzeit ist die OGD als Holzbalkendecke ausgeführt.

    Mit den derzeitigen Angaben nicht wirklich beantwortbar.


    P.S.: Da müssen mindestens ein Gebäudeplaner und ein Tragwerksplaner ran. Idealerweise durch einen Energieberater und/oder HLS-Planer unterstützt.


    P:s. P.s.: Die Ausführungen von ausführenden Firmen dürfen (dann) bedenkenlos ignoriert werden ;)

    Verflucht sei, wer einen Blinden irren macht auf dem Wege!

    5.Mose 27:18

  • „problemlos“ zu einem Flachdach umbauen könnte.

    "Problemlos", das glaube ich nicht. Selbst wenn man die wenigen Zahlen die Du genannt hast mal ignoriert, die OGD solcher Häuser war meist auf Kante genäht, da kannst Du ein paar Kartons stapeln, mehr nicht. Bei einem Binderdach sowieso.

    Die 90x90 Holzrahmen helfen bei der Einschätzung auch nicht weiter.


    Ich würde mal in die statischen Berechnungen schauen, da findest Du sicherlich die ersten Anhaltspunkte. Falls Du diese nicht hast dann versuchen über das Bauamt ein paar Kopien zu bekommen.


    Wenn Du an eine so umfangreiche Änderung denkst, dann ab damit zum Statiker. Er sollte Dir sagen können was möglich ist und was nicht, bzw. was geändert werden muss. Das ist schon deswegen wichtig, weil der Umfang der Änderungen maßgeblich die Kosten bestimmt. Ich würde an Deiner Stelle davon ausgehen, dass der Umbau zu einem Flachdach deutlich teurer wird als:


    ....... Dach neu eingedeckt werden soll und die OGD gedämmt werden soll,

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  • Dem stimme ich zu. Ohne Not ein Haus mit Dach zu einem Flachdach umzubauen, halte ich für nicht empfehlenswert. Ich sehe eher ab und zu mal das Gegenteil: Häuser aus dem 70ern, die dann ein Dach verpasst bekamen, weil man der ständigen Leckagen der damaligen Zeit leid war.


    Bei Holz kommt dann nochmal eine besondere Problematik hinzu. Ich verweise mal auf diesen Thread (brauche den eh gerade) Fehler beim Flachdachaufbau - reales Beispiel

    Nothing is forever, except death, taxes and bad design


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  • Bei Holz kommt dann nochmal eine besondere Problematik hinzu. Ich verweise mal auf diesen Thread (brauche den eh gerade) Fehler beim Flachdachaufbau - reales Beispiel

    Auch ich möchte Ralf ( R.B. ) und Annette ( Anda ) da noch einmal ausdrücklich zustimmen!


    Holz-Flachdächer über beheizten Räumen sind bauphysikalisch anspruchsvoll und gerade im Bestand bzw. bei Umbauten schwer nachträglich sauber auszuführen, wie der verlinkte Post zeigt. Der Umbau zu einem flachen Holzdach kostet zudem deutlich mehr als die Herstellung im reinen Neubau, nämlich mindestens die Rückbaukosten des Bestandes zusätzlich. Und dann ist bei den neuen Bauteilen die Einhaltung der aktuellen Anforderungen an die Dämmwerte erforderlich.


    Deshalb: Man sollte sich mehrfach und sehr gründlich überlegen, ein intaktes, also dichtes und ausreichend wärmegedämmtes, leichtes flaches Walmdach ohne Not in ein Flachdach umzubauen!

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Angesichts dessen, daß der TE seinen Beruf mit "Bauzeichner" angibt, wundert mich die offensichtlich vorliegende Übernahme des Volksirrglaubens, ein Flachdach sei eine konstruktionsmäßig niedrig komplexe Dachform. Nachdem es auch deshalb vor etwa fünfzig Jahren mal sehr en Vogue war, weiß man doch inzwischen: das gilt nur, so lange man von einem Dach keine Dichtigkeit erwartet.

  • Ich denke wir sind uns einig, dass so ein Umbau nicht billig wird, auch wenn er technisch machbar sein sollte. Andererseits, jeder kann selbst entscheiden, was er mit seinem Geld macht. Ich würde das gesparte Geld in andere Dinge investieren, aber das ist nur meine persönliche Meinung.

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  • ... wundert mich die offensichtlich vorliegende Übernahme des Volksirrglaubens, ein Flachdach sei eine konstruktionsmäßig niedrig komplexe Dachform. Nachdem es auch deshalb vor etwa fünfzig Jahren mal sehr en Vogue war, weiß man doch inzwischen: das gilt nur, so lange man von einem Dach keine Dichtigkeit erwartet.

    Das ist platte Polemik und - mit Verlaub - Unsinn! Oder freundlicher formuliert: Falsch!


    Ja, zeitweise waren Flachdächer / flach geneigte Dächer besonders schadensträchtig. Flachdächer werden aber seit Jahrtausenden in allen Klimazonen der Erde gebaut. Aus allen Epochen (Mayas, antikes Griechenland, antikes Rom, mittelalterliche Burgen, Bauten der franz. Revolutionsjahre, des Klassizismus, der Gründerzeit und der Zwischenkriegsmoderne) sind in Mitteleuropa bis heute damit errichtete Gebäude intakt erhalten. Ganz Paris hat Mansarddächer und die sind nun einmal zu 80 Prozent der Geschossfläche Flachdächer, rund ums Mittelmeer haben zahlreiche Häuser flache Dächer, meist sogar genutzt.


    Ja, beim Bauen von Flachdächern müssen Regeln beachtet werden, aber das bei allen anderen Dächern und bei allen anderen Abdichtungen im Bauwesen auch der Fall!

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Mir ist bewusst, dass der Weg am Statiker nicht vorbei geht.

    Ich bin selbst Energieberaterin und habe Energie und Gebäudetechnik studiert. Die bauphysikalische Seite ist also abgedeckt.

    Den Tipp mit den statischen Berechnungen vom Bauamt werde ich mal verfolgen.

    Es handelt sich laut Baubeschreibung um folgenden Aufbau der OGD.

  • Ich kann Dir nicht sagen, ob die 180mm Holzbalken ausreichen, zumal weder Abstand, Spannweite noch Dicke bekannt sind. Was ich Dir sagen kann, bei mir liegen 220mm hoch, 100mm breit in 75cm Abstand bei einer Spannweite von max. 4,80m, und das war für den DG Ausbau schon grenzwertig wenn ich mich richtig erinnere. Ist aber schon lange her.


    Wie schon geschrieben, Du solltest mit einer größeren (und teuren) Umbauaktion rechnen falls Du hier ein Flachdach realisieren möchtest. Da hat der Statiker einiges zu tun.

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  • Gibt es einen Bebauungsplan in dem Gebiet? Wenn ja, könnten dort Dachformen vorgegeben sein. Dann wird es schwer eine andere Dachform durchzudrücken. Wie sieht die gebaute Umgebung aus?

    Du musst immer einen Plan haben. Denn wenn Du keinen hast, dann wirst Du Teil eines anderen Planes...

  • Deshalb: Man sollte sich mehrfach und sehr gründlich überlegen, ein intaktes, also dichtes und ausreichend wärmegedämmtes, leichtes flaches Walmdach ohne Not in ein Flachdach umzubauen!

    Es handelt sich laut Baubeschreibung um folgenden Aufbau der OGD. …

    19 mm Holzspanplatte

    40 mm Mineralfaserplatte

    19 mm Holzspanplatte

    Die Dämmstärke ist aus heutiger Sicht natürlich nicht mehr ausreichend. Aber dafür reicht es aus heutiger Sicht aus, sie auszutauschen oder eine zusätzliche Dämmschicht aufzubringen.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Dann verstehe ich noch weniger, warum Du das machen willst. Ehrlich, sorry.

    Was findest Du am Flachdach besser?

    Nothing is forever, except death, taxes and bad design


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  • Das Walmdach bringt zumindest noch ein bisschen Stauraum, kann man immer gebrauchen.

    Wenn der Aufbau bisher funktioniert hat, dann würde ich das Geld anderweitig investieren. Die Dämmung lässt sich noch optimieren, Dacheindeckung kann man ersetzen falls erforderlich, PV Anlage oder im EG Fenster, Wandaufbau etc. Da gibt es sicherlich viele Möglichkeiten wo das Geld (in meinen Augen) sinnvoller investiert ist.


    Wenn man natürlich unbedingt eine andere Optik möchte, und ein Flachdach dort genehmigungsfähig ist, na dann....... wobei sich irgendwann die Frage stellt, ob man nicht besser das komplette Fertighaus demontiert und etwas Neues baut.

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  • Es handelt sich laut Baubeschreibung um folgenden Aufbau der OGD.

    Ich entnehme der Darstellung nicht mit hinreichender Klarheit, ob hier wirklich die Decke als eigenständiges Bauteil beschrieben wird, oder der als Decke "verwendete" Teil einer Binderkonstruktion (eben der Untergurt). Das war hier aber eine m.E. ergründenswerte Rückfrage.

  • Ich entnehme der Darstellung nicht mit hinreichender Klarheit, ob hier wirklich die Decke als eigenständiges Bauteil beschrieben wird, oder der als Decke "verwendete" Teil einer Binderkonstruktion (eben der Untergurt). Das war hier aber eine m.E. ergründenswerte Rückfrage.

    Zumindest Nagelplattenbinder, auf die die ursprüngliche Nachfrage wahrscheinlich abzielt, können bei den genannten Abmessungen ausgeschlossen werden.

    Dass zimmermannsmäßige Fachwerkbinder verbaut wurden, wäre zwar denkbar, halte ich aber für unwahrscheinlich, da diese eher für deutlich größere Spannweiten, als im EFH üblich, verwendet werden.

    Der Bauende soll nicht herumtasten und versuchen. Was stehen bleiben soll, muß recht stehen und wo nicht für die Ewigkeit doch für geraume Zeit genügen. Man mag doch immer Fehler begehen, bauen darf man keine. (Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre)


    Rings um euch liegt die weite Welt: Ihr mögt euch einzäunen, aber euer Zaun wird sie nicht fern halten. (J.R.R. Tolkien, Derr Herr Der Ringe, Erster Teil: Die Gefährten)