Anschlussleistung Fernwärme reduzieren - Folgen & Risiken?

  • Hallo Experten,

    ich würde mich über Rat sehr freuen. Ich möchte die Anschlussleistung meiner Anlage gerne reduzieren.

    Ehemals lag der Verbrauch bei 19.300-21.500 kWh jährlich bei einer Anschlussleistung von 8 kW, somit lagen die Vollbenutzungsstunden bei 2.400 - 2.700 (empfohlen wird ja ~1.800, ich lag also schon gut drüber). Mein Verbrauch lag nun nach Optimierung (Thermosate & Kellerdeckendämmung) bei 15.900 kWh und wird aufgrund einer erneuten Sanierung (Fenster mit 3-fach Verglasung) vermutlich weiter sinken. Der Versorger willigt ein, die Anschlussleistung auf 5 kW zu senken. Beim jetzigen Verbrauch wäre das ca. 3.200 Vollbenutzungsstunden, beim prognostizierten Verbrauch 2.600 - 2.800. Das Haus ist aus den 60er Jahren und bis auf oberste Geschossdecke und Kellerdecke kaum gedämmt.

    1) Passt der Versorger bei einer reduzierten Anschlussleistung etwas an der Fernwärme-Anlage im Haus an? Also ändert sich "physikalisch" etwas an der tatsächlichen Leistung der Anlage?
    2) Gibt es das Risiko, dass man bei einer reduzierten Anschlussleistung das Haus und/oder das Wasser an kalten Tagen nicht warm bekommt? Wenn ja, dauert es dann nur länger bzw. müssen die Thermostatventile weiter aufgehen als an weniger kalten Tagen?

    Vielen Dank im Voraus!

  • 1) Passt der Versorger bei einer reduzierten Anschlussleistung etwas an der Fernwärme-Anlage im Haus an? Also ändert sich "physikalisch" etwas an der tatsächlichen Leistung der Anlage?

    Ja, z.B. wird am FW-Ventil der Durchfluss begrenzt.


    2) Gibt es das Risiko, dass man bei einer reduzierten Anschlussleistung das Haus und/oder das Wasser an kalten Tagen nicht warm bekommt?

    Natürlich dauert die WW Bereitung dann länger, und in der Zeit wird das Haus nicht beheizt. Ob es trotzdem reicht oder mit welcher reduzierten Raumtemperatur due über wieviele Stunden / Tage dann leben musst sagt mir meine Glaskugel nicht. 2 Wochen bei -10°C AT wirst Du aber wohl schon merken...


    Ich komme bei einem Jahresverbrauch von 7000kWh gut mit 3kW Anschlussleistung aus.

  • Also ändert sich "physikalisch" etwas an der tatsächlichen Leistung der Anlage?

    Nicht unbedingt. Es könnte auch eine "Strafzahlung" bei Überschreitung der vertraglichen Höchstleistung in Frage kommen.

    Gibt es das Risiko, dass man bei einer reduzierten Anschlussleistung...

    Das ist möglich.

    Du hättest es aber in den vergangenen Wintern leicht rauskriegen können, wo Dein Höchstbedarf liegt, wenn Du einfach an sehr kalten Tagen frühmorgens nach der Nachtabsenkung mal zum Zähler gegangen wärst und die aktuelle Leistung durchklickst.




    Wenn Dich ein Laie nicht versteht, so heißt das noch lange nicht, dass du ein Fachmann bist.



    M.G.Wetrow

  • Nicht unbedingt. Es könnte auch eine "Strafzahlung" bei Überschreitung der vertraglichen Höchstleistung in Frage kommen.


    Vielen Dank für die Antwort! Wie kann der Versorger das heraus finden?


    Es wundert mich tatsächlich, dass der Versorger ohne große Diskussion bereit ist, bei 2 Häusern von einmal 14 kW und einmal 8 kW auf jeweils 5 kW herunter zu gehen.

  • Natürlich dauert die WW Bereitung dann länger, und in der Zeit wird das Haus nicht beheizt. Ob es trotzdem reicht oder mit welcher reduzierten Raumtemperatur due über wieviele Stunden / Tage dann leben musst sagt mir meine Glaskugel nicht. 2 Wochen bei -10°C AT wirst Du aber wohl schon merken...


    Ich komme bei einem Jahresverbrauch von 7000kWh gut mit 3kW Anschlussleistung aus.

    Vielen Dank! Wie groß ist Dein Warmwasserspeicher?

    Bei mir ist der Durchmesser ist ~52cm, Höhe ~125 cm. Der folgende Quelle zufolge denke ich, dass es 200 L sind. Kommt das hin?

    http://www.wikora.de/fileadmin/wikoratheme/assets/documents/print_material/wik_speicherbroschuere_2018_de.pdf

  • Moderne Zähler werden per Funk ausgelesen, andere speichern bestimmte Werte.

    Es wundert mich tatsächlich, dass der Versorger ohne große Diskussion bereit ist, ...

    Das wundert mich auch. Gemeinhin werden Wärmelieferverträge über einen bestimmten mehrjährigen Zeitraum auf Basis eines Anschlusswertes, der den Grundpreis bestimmt, und eines Arbeitspreises, meist mit Preisgleitklausel, abgeschlossen.

    Wird jetzt der Anschlusswert reduziert, gerät das Preiskonstrukt aus dem Gleichgewicht.

    Ist zufällig gerade der Vertragszeitraum abgelaufen?




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    M.G.Wetrow

  • Moderne Zähler werden per Funk ausgelesen, andere speichern bestimmte Werte.

    Das wundert mich auch. Gemeinhin werden Wärmelieferverträge über einen bestimmten mehrjährigen Zeitraum auf Basis eines Anschlusswertes, der den Grundpreis bestimmt, und eines Arbeitspreises, meist mit Preisgleitklausel, abgeschlossen.

    Wird jetzt der Anschlusswert reduziert, gerät das Preiskonstrukt aus dem Gleichgewicht.

    Ist zufällig gerade der Vertragszeitraum abgelaufen?


    Beide Zähler werden nicht per Funk ausgelesen. Ich lese den Zählerstand in beiden Häusern selber ab. D.h., der Versorger müsste dann kommen, die Werte auslesen und dann darauf basierend eine Strafzahlung verlangen? Oder er "drosselt" die Anlage bei Vertragsumstellung?


    So funktioniert das Preiskonstrukt auch bei diesem Versorger. Der Verbrauch sinkt in beiden Häusern aufgrund versch. Maßnahmen (daher auch das Argument, die Anschlussleistung zu reduzieren).

    Ein Vertrag läuft Ende dieses Jahres, der andere Ende nächsten Jahres ab. Da aber eine Umstellung auf eine Wärmepumpe oder Pelletheizung in beiden Fällen nicht wirklich infrage kommt, wäre eine Vertragsverlängerung für 4-5 Jahre kein Problem. Der Versorger hat aber in beiden Fällen "vergessen" die Anlage auf den Stand der Technik zu bringen.

  • Der Versorger willigt ein, die Anschlussleistung auf 5 kW zu senken.

    Was spart man dadurch an der Grundgebühr? Lohnt sich das überhaupt von 8kW auf 5kW zu reduzieren? An der benötigten Energiemenge verändert sich dadurch ja nichts.

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  • Na dann lohnt es sich darüber nachzudenken. Ich hatte hier geringere Beträge im Hinterkopf, bin aber nicht auf dem aktuellen Stand. Gut, dass ich nachgefragt habe.

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  • Hallo, bei 8 -> 5 kW sind es ~200 € (bei mir) und 14 -> 5 kW sind es ~600 € (meine Eltern).


    Kann mir jemand bzgl. der offenen Fragen noch helfen?


    Wäre Eure Empfehlung, dass ich den Versorger frage, mein Gerät auslesen zu lassen, um eine Berechnungsgrundlage zu haben? Oder kann ich das selber für den zurückliegenden Winter auslesen?


    Und soll ich den Versorger dann fragen, ob ein Ventil zur Flussreduktion eingebaut wird bzw. wie das Ventil aktuell eingestellt ist?

  • Und soll ich den Versorger dann fragen, ob ein Ventil zur Flussreduktion eingebaut wird bzw. wie das Ventil aktuell eingestellt ist?

    Wenn Du es verlässlich wissen willst, ja. Es gibt keine überall gültige Verfahrensweise.
    Ich kann nur beschreiben, wie die Vertragsleistung bei uns überwacht wird.




    Wenn Dich ein Laie nicht versteht, so heißt das noch lange nicht, dass du ein Fachmann bist.



    M.G.Wetrow

  • Mein Verbrauch lag nun nach Optimierung (Thermosate & Kellerdeckendämmung) bei 15.900 kWh und wird aufgrund einer erneuten Sanierung (Fenster mit 3-fach Verglasung) vermutlich weiter sinken.

    Bedenke, ein einzelner Jahresverbrauch reicht für eine Dimensionierung nicht aus, gerade wenn optimiert und das Nutzerverhalten angepasst wurde.

    Es gibt verschiedene Möglichkeiten den zu erwartenden Jahresverbrauch abzuschätzen, für die benötigte Heizleistung gibt es die Heizlastermittlung nach EN12831. Hinzu kommt der Energiebedarf für die WW Erzeugung, die zwar maßgeblich von der Anzahl der Personen abhängt, aber auch durch weitere Faktoren (Betriebsweise, Dämmung der Anlage/Verteilung etc.) beeinflusst wird. Gerade bei Anlagen im Bestand ist ein Verbrauch von 4.000kWh p.a. für die WW Erzeugung keine Seltenheit, es gibt aber auch Beispiele mit einem geringeren oder deutlich höheren WW Bedarf. Je geringer die Heizlast des Gebäudes um so stärker wird der Einfluss des Energiebedarfs für die WW Erzeugung.


    Das letzte Jahr, bzw. der vergangene Winter, lag bei mir in der Region eher in der unteren Hälfte der üblichen Verteilung. Das bedeutet, würde ich auf dieser Basis die Heizleistung auf Kante dimensionieren, dann würden mir in einem strengen Winter ca. 15% an Heizleistung fehlen. An einzelnen Tagen kann sich die Unterdimensionierung noch stärker bemerkbar machen. Man wird deswegen nicht gleich erfrieren, es besteht aber die Möglichkeit, dass an solchen Tagen die gewünschte Raumtemperatur nicht erreicht wird, darüber sollte man sich im Klaren sein.


    Schätzt man mit einem Jahresverbrauch von 16.000kWh dann wäre eine Dimensionierung auf 5kW ziemlich grenzwertig. Wie weit der Jahresverbrauch durch Austausch der Fenster gesenkt werden kann das steht noch in den Sternen. Spielereien, wie Nachtabsenkung, sollte man sich dann im tiefsten Winter verkneifen.


    und 14 -> 5 kW sind es ~600 € (meine Eltern).

    Womit werden die 5kW begründet? Gibt es da auch Verbrauchszahlen?

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  • Vielen Dank für diese Einschätzung!


    Bei meinen Eltern liegt der Verbrauch auch bei ca. 16 Mwh, allerdings wird dieser perspektivisch aufgrund fehlender energetischer Maßnahmen nicht weiter sinken.


    Dann werde ich versuchen über ein Auslesen des Wärmemengenzählers eine solide Datengrundlage zu bekommen.