Horizontaler Riss an Innenwand OG

  • Hallo Liebe Experten,


    in unserem OG beobachte ich seit einiger Zeit einen horizontalen Riss an der Innenwand. Dieser hat eine Breite von ca. 0.2 bis 0.3 mm. Anbei die Pläne des EG und des OG, die Stelle mit dem ca. 1.5m langen horizontalen Riss ist gelb markiert.

    Das Haus wurde im Juli 2020 fertiggestellt, ist nun also genau 3 Jahre alt.

    Meine Laien-Vermutung: der Bereich unter diesem Riss im EG ist ein relativ großer Raum ohne Mauer / Stütze.


    Zum Haus: Es wurde gemauert (außen mit 36.5 Poroton), innen mit dünneren Ziegeln. Die Decken waren Filigrandecken, die vor Ort vollends ausgegossen wurden. Das Dach ist ein Satteldach, DG ist kalt und nicht ausgebaut.



    Dazu 3 Fragen:


    1.) Kommt der Riss von der "Durchbiegung" der Betondecke zwischen EG und OG oder hat es einen anderen Grund?


    1.) Ist es bedenklich / statisch gefährlich?


    2.) Stoppt dieser Prozess an einem Punkt wieder?



    Viele Grüße,


    Joachim

  • 1.) Kommt der Riss von der "Durchbiegung" der Betondecke zwischen EG und OG

    Vermutlich nicht

    Ist es bedenklich / statisch gefährlich?

    Dazu müsste man die Statik kennen. Vermutlich aber- nein

    2.) Stoppt dieser Prozess an einem Punkt wieder?

    Wenn "nur" dieser Riss in 3 Jahren entstanden ist, wird da nicht mehr viel Bewegung drin sein.

    Meine Beiträge sind Meinungsäusserungen

    • In welcher Höhe über Fertigfußboden befindet sich der Riss ungefähr? (auf 10 cm genau reicht die Angabe aus)
    • Verläuft der Riss nahezu waagerecht (Schwankungen innerhalb eines Streifens von wenigen Millimetern bis ca. 2 / 3 cm?
    • Verläuft der Riss ausschließlich im Wandstück zwischen den beiden Türen?
    • Ist bekannt, wie dick die Wand (hier) ungefähr geputzt ist?

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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    • In welcher Höhe über Fertigfußboden befindet sich der Riss ungefähr? (auf 10 cm genau reicht die Angabe aus)
    • Verläuft der Riss nahezu waagerecht (Schwankungen innerhalb eines Streifens von wenigen Millimetern bis ca. 2 / 3 cm?
    • Ist bekannt, wie dick die Wand (hier) ungefähr geputzt ist?
    • Verläuft der Riss ausschließlich im Wandstück zwischen den Türen?

    - Der Riss ist auf ungefähr 2,20 m Höhe, er verläuft waagerecht genau zwischen den zwei Türen (siehe gelber Pfeil in der Grafik)

    -Nein, es ist nicht bekannt, wie dick geputzt ist.

    - Der Riss verläuft nicht nur hier. Auch auf der "Rückseite" dieser Wand ist ein ähnlicher Riss, aber kleiner, ebenfalls von der Türoberkannte waagrecht ausgehend.

  • Liegt es dann eher an den beiden sehr nah beieinanderliegenden Türöffnungen und der Treppenöffnung, wodurch die Wand "geschwächt" ist?

    Vermutlich weder noch. Da wird sich der Ringanker/-balken abzeichnen, schätze ich.

    Meine Beiträge sind Meinungsäusserungen

  • Danke für die schnelle Antwort!

    1.) Kommt der Riss von der "Durchbiegung" der Betondecke zwischen EG und OG ...

    Mit hoher Wahrscheinlichkeit: Ja!

    2.) Ist es bedenklich / statisch gefährlich?

    Nein, vermutlich nicht. Eine verbindliche Aussage könnte die Person treffen, welche den Standsicherheitsnachweis geführt hat.

    3.) Stoppt dieser Prozess an einem Punkt wieder?

    Wenn es sich um den zu erwartenden normalen sich vergrößernden Durchhang der Decke aus Kriechen und Schwinden handelt - was bei diesem Maß wahrscheinlich ist - dann eindeutig ja. Wann genau sagen auch erfahrene Tragwerksplaerinnen und - planer nur sehr sehr ungern. Vielleicht nach 5 Jahren?


    Hier lässt sich sehr schön der Vorteil der Ausführung nichttragender Wind im Trockenbau erkennen: Sie können problemlos mit einem gleitenden Deckenanschluß ausgeführt werden (okay, der ist hier wohl nicht die Ursache) und sind weniger rissanfällig. Das geht bei Mauerwerk auch, ist aber aufwändiger.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • erläuft der Riss nahezu waagerecht (Schwankungen innerhalb eines Streifens von wenigen Millimetern bis ca. 2 / 3 cm?

    Nein, nicht ganz, wie man auf dem einen Bild in meinem Originalbeitrag sieht, sind es schon eher 10-20 cm und nicht ganz waagrecht. Besonders vom Türrahmen fällt es nach unten ab und geht dann eher waagerecht weiter

  • Ich habe auf den Bildern nachgeschaut (siehe Anhang), aber hier scheint mir an der betroffenen Innenwand kein Ringaker/-balken vorhanden zu sein? Sondern lediglich normal gemauert?

    Gemeint war wohl eher der der Ringanker im OG. Das EG braucht keinen.


    Wie dick ist denn die Rohdecke?

    __________________
    Gruß aus Oranienburg
    Thomas

  • Also das Bild mit den 3 gelben Pfeilen ist ein Bild vom OG, nicht vom EG. Soweit ich das sehe ist hier kein Ringanker.

    Sicher? Da gehört einer hin. Gibt es ein Foto vom Rohbau OG?

    Warum, wenn da doch eine Decke zur Halterung der Wand drüber ist?

    Off-Topic:

    (Ehrliche Frage, Hochbau ist nicht mein Kernthema, aber Ringbalken macht man doch nur, wenn die Wand nicht durch eine Decke gehalten ist oder wenn die Decke über Gleitlager auf der Wand aufliegt.)

    Der Bauende soll nicht herumtasten und versuchen. Was stehen bleiben soll, muß recht stehen und wo nicht für die Ewigkeit doch für geraume Zeit genügen. Man mag doch immer Fehler begehen, bauen darf man keine. (Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre)


    Rings um euch liegt die weite Welt: Ihr mögt euch einzäunen, aber euer Zaun wird sie nicht fern halten. (J.R.R. Tolkien, Derr Herr Der Ringe, Erster Teil: Die Gefährten)

  • Sorry, ich habe nicht ganz genau hingesehen und das OG für ein DG gehalten. Mit Stb.-Decke braucht da natürlich kein Ringanker zu sein.


    Trotzdem ist die Frage nach der Deckendicke EG noch nicht beantwortet.

    __________________
    Gruß aus Oranienburg
    Thomas

  • Dann besorge Dir die Statik einschl. Ausführungspläne Bewehrung und ggf. Dachkonstruktion. Die sind maßgebend, nicht die 100tel-Pläne des Entwurfsverfassers.


    Ich verweise auf die LBOVVO für Ba-Wü:


    Zitat, Hervorhebung von mir: "§ 16 a

    Erstellung der bautechnischen Nachweise

    Soweit die bautechnischen Nachweise nicht als Bauvorlagen einzureichen sind, müssen sie vor Baubeginn, spätestens jedoch vor Ausführung des jeweiligen Bauabschnitts erstellt sein; § 9 gilt entsprechend. Ist im Kenntnisgabeverfahren oder im vereinfachten Baugenehmigungsverfahren eine bautechnische Prüfung durchzuführen, müssen die bautechnischen Nachweise so rechtzeitig erstellt sein, dass sie noch vor Baubeginn oder Ausführung des jeweiligen Bauabschnitts geprüft werden können. Soweit keine bautechnische Prüfung durchzuführen ist, haben der Bauherr und seine Rechtsnachfolger die bautechnischen Nachweise bis zur Beseitigung der baulichen Anlage aufzubewahren."


    Die Statik ist Dir also zweifellos zu übergeben.


    Wenn Du die hast, können wir weiter nach möglichen Ursachen suchen.

    __________________
    Gruß aus Oranienburg
    Thomas

  • Ich habe 3 Dateien hinzugefügt: Dach, Decke OG, Decke EG

    Hinweis für Baulaien: üblicherweise werden die Decken über dem darunter liegenden Geschoss gezeigt und auch danach benannt:

    • Decke Über OG
    • Decke Über EG
    • Decke über UG

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Deckendicke also real auch 22 cm.


    Meine Vermutung ist, dass für die EG-Decke der Nachweis der Gebrauchstauglichkeit nicht erfüllt ist. Bei den großen Stützweiten (min. 5 m zwischen einspringender Ecke Terrasse und Stb.-Stütze an der Küche und am Treppenloch kein Auflager) und der rel. hohen Belastung aus dem Dach und der OG-Decke im Deckenfeld sind rechnerisch die zulässigen Durchbiegungen weit überschritten. Dass der Riss zwischen den Türöffnungen in ca. 2,20 m Höhe auftritt, kann Zufall sein. Das war dann evtl. die schwächste Mauerwerksfuge.


    Lass Dir vom Statiker den Nachweis der Gebrauchstauglichkeit schicken (Verformungen im Zustand II, für Laien: d.h. mit gerissenem Beton). Und lass Dich nicht hinhalten, die Zeit der Haftung aus Gewährleistung läuft.


    Ergänzung: Vielleicht liegt auch zusätzlich etwas mit der Gründung im Argen. Die Fundamentplatte darf bei den hohen Einzellasten keine großen Setzungsunterschiede aufweisen.


    Wurde mit und nach Baugrundgutachten gebaut?

    __________________
    Gruß aus Oranienburg
    Thomas

  • Lass Dir vom Statiker den Nachweis der Gebrauchstauglichkeit schicken (Verformungen im Zustand II, für Laien: d.h. mit gerissenem Beton). Und lass Dich nicht hinhalten, die Zeit der Haftung aus Gewährleistung läuft.


    Ergänzung: Vielleicht liegt auch zusätzlich etwas mit der Gründung im Argen. Die Fundamentplatte darf bei den hohen Einzellasten keine großen Setzungsunterschiede aufweisen.


    Wurde mit und nach Baugrundgutachten gebaut?

    Hallo Thomas,

    vielen Dank. Ich werde mich umgehend mit dem Statiker in Verbindung setzen.

    Für mich klingt das alles gar nicht gut und sogar gefährlich? Was kann hier im schlimmsten Fall passieren? Kann es sein, dass das Fortschreiten des Risses gar nicht mehr stoppt?


    Viele Grüße Joachim